AdBlocker: Gift für die Wahrheit im Internet?
AdBlocker sind die Totengräber des Internet habe ich vor einer Weile einen Beitrag auf meiersworld.de genannt. Ist diese Haltung richtig, sind AdBlocker wirklich das Ende des werbefinanzierten Internet, oder helfen sie sogar Einnahmeströme zu verbessern?
Sind die Nutzer der Werbebeschränker vielleicht sogar gut für den Erfolg von Onlinewerbung, weil nur noch User Werbung ausgespielt bekommen die auch Werbung sehen wollen und auch bereit sind ein Werbemittel anzuclicken?
Wie ist die Meinung der Internetnutzer, und vor allem der jüngeren User, die gerne Blogs lesen:
Ausgehend von dem Ergebnis einer Umfrage von Statista und appinio ist eines ziemlich schnell klar: AdBlocker sind aus Sicht der User ein sehr nützliches Tool.
Erschreckend ist allerdings die Sichtweise vieler junger Nutzer zur Finanzierung von Onlineinhalten. Diese empfehlen den Betreibern von Webseiten an den Kosten zu sparen, wenn die Nutzung von AdBlockern zunimmt, denn was sie nicht möchten ist für Inhalte im Web zu zahlen, aber sie möchten auch keine störende Werbung sehen.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
AdBlocknutzer empfehlen den Griff zum Rotstift
Befragt wurden Nutzer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren und im Endergebnis sagen 62% der befragten Männer sie würden AdBlocker nutzen. Bei den Frauen sind es nur 42% der befragten Nutzerinnen die einen AdBlocker einsetzen.
Mit der Antwort ?Ausgaben kürzen? machen es sich die AdBlock-Befürworter ziemlich einfach. Einfach mal weniger Geld ausgeben ist die einfachste Lösung um sich die Dinge vom Hals zu halten die man nicht haben möchte, nämlich viel Werbung und/oder eine Paywall.
Diese Geisteshaltung zeigt aber auch, wie wenig die AdBlockergemeide journalistische Inhalte oder Bloginhalte zu schätzen weiß. Offenbar ist es ihnen egal was sie lesen, es muss nur kostenlos und frei von Werbung sein. Klingt fast so wie ?Wozu Atomkraft? ? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!?.
Wer Webseiten und Blogs nicht die Möglichkeit zur Refinanzierung ihrer Angebote gibt und stattdessen den Rotstift empfiehlt, hat sich bisher wohl selten die Mühe gemacht einmal nachzufragen welcher Aufwand teilweise von Webseiten und Blogs betrieben wird um gute Inhalte zu produzieren.
Wer AdBlocker nutzt, der fragt auch nicht nach Biofleisch!
Wenn Produkte nichts wert sind, weil sie wie viele Inhalte im Internet massenweise kostenlos verfügbar sind, der kauft auch eher Fleisch aus Massentierhaltung und lässt seinen Rechner mit dem billigsten Strom aus osteuropäischen Kraftwerken laufen, ist ja egal wie es produziert wird, denn es muss nur billig sein.
Dieser Vorwurf ist sicherlich nicht gerecht und auch nicht haltbar, denn ich bin mir sicher, dass viele der Internetnutzer die AdBlocker einsetzen eine durchaus solide Haltung zu Biofleisch und Ökostrom haben.
Dennoch, bei einem Thema wie Nachrichten und Hintergrundstories soll es der Rotstift sein. Copy & Paste oder Satireinhalte sind im Internet bereits beliebte Möglichkeiten um Inhalte möglichst günstig abzufassen. Gerade bei rein SEO-getriebenen Webseitprojekten ist kopieren & Inhalte einfügen ein beliebter Sport.
Diese Copy & Paste Haltung bei manchen Webseitenbetreibern führt, gemeinsam mit den AdBlockern, direkt zur Todesspirale der immer weiter fallenden Preise für Onlinewerbung. Weniger qualitativ gute Inhalte, weniger Möglichkeiten für Werbetreibende ihre Werbebotschaften hochwertig zu plazieren, weniger Interaktion der Nutzer mit den Werbemitteln führt direkt zu weniger Bereitschaft für Werbung im Netz zu zahlen.
Stattdessen florieren windige Affiliateprogramme, bei denen kleine Webseiten kaum eine Chance haben wirklich Geld zu verdienen oder es werden TKP-Preise verhandelt, die kleineren Projekten oder Nischenthemen mit geringer Reichweite kaum die Möglichkeiten für eine dauerhafte Existenz garantieren können..
Manipulation Tür und Tor geöffnet
Wenn Inhalte nicht mehr mit ausreichender Sorgfalt recherchiert werden können, dann ist die Fehlinformation und der Manipulation des Lesers Tür und Tor geöffnet. Inhalte müssen, egal ob sie im Medium Internet veröffentlicht werden, oder old school auf Papier gedruckt werden, den Leser informieren.
Redaktionen und Blogbetreiber die einfach nur noch abschreiben , anstatt zu recherchieren und selbst zu formulieren, sind das Lieblingsinstrument derjenigen die versteckte Werbebotschaften und manipulierende Meldungen im Netz seeden wollen.
Statt Katzenbabys sind es heute die Falschmeldungen über politische Themen die sich wie ein Lauffeuer mittels der Tastaturen vom Rotstift betroffener Webseiten verbreiten und am Ende bei facebook zur vollendeten Blüte reifen. Ungefragt und, meist wohl auch ungelesen, verbreitet sich so die Aufreger des Tages, während die wahre Meldung erst viel später ans Licht kommt und im Meer der Clickbait-Headlines untergeht.
Wettrüsten Dank AdBlocker
Die Nutzer von AdBlockern sind die Auslöser für das Wettrüsten in der Onlinewerbebranche. Immer größer und immer lauter müssen die Werbemittel sein, immer mehr müssen sie sich in die Texte hineinfressen, damit es überhaupt noch eine Chance für eine Interaktion mit dem Nutzer gibt. Im auf Performance und Messbarkeit ausgerichteten Medium Internet sind es die Nutzer der AdBlocker die das Web zu einem Schlachtfeld der immer weiter ausgereiften Techniken zur Umgehung der AdBlock-Technologie macht.
Inhalte im Internet müssen finanziert werden. Werbeeinnahmen sind eine der Hauptquellen um Onlineinhalte für Nutzer anbieten zu können. Neben der Werbung setzen immer mehr Verlage auf Paywall-Angebote. Die Einführung von Paid-Content verläuft nicht immer positiv für den Webseiten-Traffic.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
AdBlocker sind schlecht für das Geschäft mit dem Internet, auch wenn vielleicht die Theorie stimmen mag, dass sie nur noch Nutzer mit Werbung konfrontieren die Werbung sehen möchten und somit die Klickraten und Interaktionen positiv beeinflussen. Werbung macht Informationen für alle Nutzer des Internet zugänglich. AdBlocker sorgen für Einschränkungen des Angebots und für eine 2-Klassengesellschaft im Netz, denn sie forcieren die Paywalls und damit den Ausschluß von Teilen der Internetusern die sich Paid-Content nicht leisten können.
Geld verdienen mit Blogs trotz AdBlocker
Wenn Nutzer zwischen 18 und 35 Jahren also lieber Werbung ausgeblendet haben möchten, aber auch nicht bereits sind Geld für Inhalte zu bezahlen, wie sollen Blogbetreiber und Webseiten noch Geld verdienen?
Ein Allheimittel heißt Content Marketig oder auch Native Advertsing. Die Verschmelzung von Redaktion und Werbung. Eigentlich genau das was nicht gewollt ist, aber durch immer mehr AdBlocker forciert wird.
Eine zweite Möglichkeit eröffnet sich Bloggern durch das sogennante Programmatic Buying, mit dem sich teilweise auch ohne Werbung auf der eigenen Webseite/blog noch Geld verdienen lässt.
Beide Themen werden wir in den nächsten Wochen bei blogg.de vorstellen und erklären wie Bloggerinnen und Blogger damit Geld verdienen können.
Bild: shutterstock.