Als sie Roger Köppel zu «Hart aber fair» einluden, hofften die deutschen Fernsehmacher auf eine Provokation. Köppel enttäuschte sie nicht. Kommentare in Leserforen wie: «Die Rechtspropaganda des Schweizers geht mir auf die Nerven», waren aber in der Minderheit.
Während etliche TV-Zuschauer Köppel recht gaben, griffen Medien wie «Spiegel online» oder «Bild» die Aussagen auf, als wollten sie sagen: Seht her, der fremdenfeindliche Schweizer.
Rassistisch, opportunistisch, kaltherzig: Dieses Schweiz-Bild zeichnen ausländische Medien gerne.
Sie sähen sich immer wieder mit Fremdenfeindlichkeit konfrontiert, beklagen sich teilweise auch in der Schweiz wohnende Ausländer. Unter dem Titel «Nichts wie weg!» schrieb der ehemalige «NZZ am Sonntag»-Journalist Christoph Plate, warum er nach Deutschland zurückkehre. «Geistige Enge» und «Antisemitismus» seien zwei der Gründe.
Hierzulande stösst Bayern mit seiner Aktion «Return to Bavaria», mit der es kluge Köpfe zurückholen will, auf offene Ohren. Materiell zahle es sich aus, hier zu arbeiten, sagten Deutsche am bayerischen Abend in Zürich zum «Tages-Anzeiger», aber willkommen fühlen sich viele nicht.
Sind wir wirklich so schlimm? In den europäischen Medien habe sich das Bild einer rassistischen Schweiz verfestigt, sagt der Politologe Michael Hermann. Berichte über die Behandlung von Asylsuchenden, das Minarett- und das Burkaverbot sowie über Verfehlungen von Schweizer Banken zeichneten das Bild eines «hässlichen Gnoms, der profitiert und fremdenfeindlich ist».
«Weniger Respekt als Tiere»
Der britische «Guardian» zitierte in einem Bericht über Sperrzonen für Asylsuchende in Bremgarten AG und Alpnach OW einen Iraker: «Wir kriegen hier weniger Respekt als Tiere.» Whistleblower Edward Snowden (30) hat «noch nie Leute gesehen, die so rassistisch sind wie die Schweizer». Und Oprah Winfreys Täschligate ? sie fühlte sich in einer Zürcher Nobelboutique wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert ? lieferte den US-Medien während Tagen Gesprächsstoff.
Zwischen intellektuellen Eliten und Bevölkerung gebe es aber einen Graben bei der Beurteilung von Migrationsthemen, sagt Michael Hermann. «Medien sind migrationsfreundlicher.» Das erklärt, weshalb Berichte über die «Geranium-Rassisten» nicht mit der Meinung vieler Leser übereinstimmen.
Schweizer sind nicht fremdenfeindlicher als Bürger anderer Nationen. Nur: «Wegen der direkten Demokratie werden Dinge sichtbar, die in anderen Ländern in der Hinterkammer beschlossen werden.» Frankreich kennt auch ein Burkaverbot. Es wurde nur nicht so ausschweifend thematisiert wie die Abstimmung im Tessin.
Kommt hinzu, dass bei einem kleinen Land Besonderheiten eher wahrgenommen würden. Die positiven Bilder von Bergen, Uhren und Schokolade würden daran nichts ändern, sie passten vielmehr ins konservative Bild, das manche von der Schweiz haben.
In Spielfilmen werde zudem das Bild der linkischen, verklemmten Banker gepflegt, der Buchhalter Nötzli, die auf ihrem Geld sitzen. Das trage ebenfalls zu einer verzerrten Wahrnehmung bei. Glaubte man einigen Berichten, würde es hierzulande von raffgierigen, herzlosen Bankern nur so wimmeln.
Das negative Image in ausländischen Medien müsse der Schweiz aber nicht zu viel Kopfzerbrechen bereiten, sagt Hermann. Denn generell sei die Wahrnehmung der Schweiz im Ausland nach wie vor positiv.