In der Modellauto-Affäre um die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (beide CSU) seine Vertraute öffentlich gerügt. Dass Haderthauer öffentlich über die Vorwürfe gegen sich und ihren Ehemann Hubert gesprochen habe, sei ?sicher nicht klug? gewesen, sagte Seehofer im ZDF-Sommerinterview, das am Sonntag ausgestrahlt wird. Haderthauer sollte ?gegenüber der Staatsanwaltschaft versuchen, diese Vorwürfe zu entkräften, und sie nicht in der Öffentlichkeit diskutieren?, sagte Seehofer weiter.
Im Bayerischen Fernsehen mahnte Seehofer eine rasche Aufklärung an. Als bayerischem Regierungschef sei es ihm wichtig, dass möglichst bald Klarheit herrsche, denn auf Dauer beeinträchtigten die Vorwürfe gegen Haderthauer die Arbeit seines Kabinetts. Seehofer will demnach an Haderthauer festhalten, bekräftigte aber zugleich zwei Punkte, die zu einer anderen Einschätzung führen könnten: eine Erhärtung der Verdachtsmomente oder eklatante Widersprüche zu dem, was Haderthauer bisher mitgeteilt habe.
Opposition pocht auf Rücktritt
In der Affäre geht es um Modellautos, die von psychisch kranken Straftätern für geringes Entgelt für das Unternehmen von Haderthauers Mann, Sapor Modelltechnik, angefertigt und dann zum Teil für mehrere tausend Euro weiter verkauft wurden. Die Politikerin war früher Gesellschafterin der Firma. Ein ehemaliger Kompagnon fühlte sich nach seinem Ausstieg aus dem Unternehmen über die tatsächlichen Gewinne getäuscht und erstattete deshalb Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft München I führt in der Sache deshalb ein Ermittlungsverfahren gegen die CSU-Politikerin. Die bayerische Opposition forderte Seehofer bereits mehrfach auf, Haderthauer zu entlassen.
Medienberichten vom Freitag zufolge sollen Fahnder bei einer Hausdurchsuchung zudem Dokumente gefunden haben, denen zufolge Gewinne aus dem Modellauto-Verkauf in Höhe von mehr als 143.000 Euro gegenüber dem Finanzamt verschwiegen wurden. Zudem soll Haderthauer demnach wesentlich länger in die Geschäfte der Firma involviert gewesen sein als von ihr behauptet.