Marktredwitz rüstet sich für Neuansiedlungen

Gepostet am Okt 23, 2014

Marktredwitz – „Eine große Chance“ hat es Oberbürgermeister Oliver Weigel genannt, „ein Glücksfall“ ist es für den dritten Bürgermeister Heinz Dreher, die Unterstützung der SPD sagte Klaus Haussel zu: Parteiübergreifend hat der Marktredwitzer Stadtrat dem Abriss der alten Benker-Fabrik zugestimmt. Lediglich Brigitte Artmann, Grüne, sprach sich gegen den Abbruch aus.

Bevor Stewog-Geschäftsführer Max Wittmann den Stadträten das Konzept vorstellte, nannte Oberbürgermeister Oliver Weigel den Abriss eine hervorragende Chance, das Gelände und damit die Stadt weiterzuentwickeln. „Wir haben hier eine hochattraktive Fläche, die sowohl nahe an der Natur als auch der Innenstadt liegt und gut erschlossen ist.“ Damit sei das Areal ein idealer Standort für die Ansiedlung von Dienstleistern, Bildungs- oder Forschungseinrichtungen, Behörden und Wohnungen. Weigel verwies darauf, dass alle Bürgermeister des Landkreises eine Behördenansiedlung in Marktredwitz unterstützen. „Heute haben wir die Chance, dafür die Weichen zu stellen“, sagte Weigel. Nach seinen Worten haben sich bereits Interessenten aus den Bereichen Dienstleistung und Wohnnutzung bei der Stadt gemeldet

Ins gleiche Horn stieß Wittmann in seinem Vortrag: Das Benker-Areal ist mit 25 000 Quadratmetern Fläche nach seinen Worten das geeignetste Entwicklungsgebiet der Stadt: „Es gibt im weiten Umkreis keine andere Stadt mit solchen Voraussetzungen.“

Seine Planung mit dem Namen 2016plus sieht vor, dass nur drei Gebäude stehen bleiben: das neue Kesselhaus mit dem großen Schornstein, der Querbau am Dörflaser Platz und das Kontorgebäude. Letzteres soll saniert werden, in dem das Gebiet prägenden Querbau könnte ein Dokumentationszentrum der Textilindustrie eingerichtet werden.

Die möglichen neuen Gebäude sollen dann rechts und links entlang des Parkweges entstehen, wobei Wittmann großen Wert auf eine Wohnbebauung legte. „Wir haben hier tolle Voraussetzungen für modernes innerstädtisches Wohnen“, argumentierte der Geschäftsführer.

Wittmann will den ganzen Abbruch über ein zwei Jahre laufendes Förderprogramm finanzieren: „Wir hoffen auf eine Bewilligung im späten Januar.“ Mit Blick auf den Eigenanteil der Stadt in Höhe von 580 000 Euro sagte Wittmann, die Planung sei „überschaubar und realisierbar“.

Werner Schlöger und Gisela Wuttke-Gilch, SPD, erinnerten daran, dass es auf dem Gelände eine Toilette gibt, die während der Abbrucharbeiten wohl nicht zugänglich sein wird. Wittmann antwortete, man werde dieses Problem lösen, und OB Weigel fügte an, dass die Stadt sicher keine Dixie-Klos aufstellen werde.

Auf den Hinweis von Martina Bartmann, Junges Rawetz, dass einige Räume von Bands als Proberaum genutzt werden, sagte Weigel, man sei bereits mit den Mietern im Gespräch.

Klaus Haussel, SPD, machte deutlich, dass seine Fraktion die Planung unterstütze. Wenn man das Gebiet entwickeln wolle, müssten die alten Gebäude abgerissen werden: „Das ist der erste Schritt.“ Es bleibe zu hoffen, dass „wir auch die Entwicklung bekommen, die wir uns wünschen“. Allerdings sollte die Stadt weiter auch eine Hochschuleinrichtung fordern.

Gar nicht anfreunden mit dem Abriss konnte sich Brigitte Artmann, Grüne. Wie sie sagte, gebe es andere Möglichkeiten. So würden etwa in Krakau alte Webereien einer neuen Nutzung zugeführt. „Ich bedauere es, dass die Gebäude nicht umgewandelt werden, sondern verschwinden.“ Sie fragte, ob die Bürger bei der Entwicklung der Planung gefragt worden seien.

Weigel antwortete, er verstehe Artmanns Wunsch durchaus. Die Verwaltung habe auch eine Sanierung geprüft: „Als die Kosten über 24 Millionen Euro stiegen, haben wir aufgehört.“ Dies würde nämlich einen Eigenanteil von fünf Millionen Euro bedeuten, „den wir nicht haben“. Es werde ja auch nicht alles abgerissen, wesentliche Elemente blieben erhalten. Max Wittmann fügte an, dass die Bürger im weiteren Verlauf des Verfahrens, etwa beim Bebauungsplan, beteiligt werden.

Für Heinz Dreher, CSU, steht eines im Mittelpunkt: „Wichtig ist, dass dieser Schandfleck kostengünstig weg kommt.“ Anschließend könne man über die weitere Nutzung diskutieren oder streiten. „Ich bin dem Oberbürgermeister dankbar, dass dieser Komplex für eine halbe Million Euro aus der Stadt verschwinde: „Es ist ein Glücksfall, wenn der Schuppen weg ist.“ Dies berge auch die Chance auf neue Arbeitsplätze.

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Es ist ein Glücksfall, wenn der Schuppen weg ist.

Dritter Bürgermeister Heinz Dreher

 

Kosten und Zeitplan

Die Gesamtkosten für den Abriss der Benker-Fabrik liegen laut Stewog-Geschäftsführer Max Wittmann bei rund 2,9 Millionen Euro brutto. Die Stewog erwartet eine 80-prozentige Förderung aus dem Sonderprogramm „Revitalisierung von Industrie- und Gewerbebrachen“ des Freistaats. Somit würde der Eigenanteil der Stadt bei rund 580 000 Euro liegen. Mit einigen kleineren Abrissarbeiten rund um das Kontorgebäude will die Stadt bereits heuer beginnen. Laut Wittmann ist das notwendig, um das Dach des Kontorhauses sanieren und winterfest machen zu können. Die Kosten hierfür liegen bei 80 000 Euro. Auch hier erwartet die Stadt 80 Prozent Förderung. Für den Eigenanteil von 16 000 Euro soll jetzt eine Einzelgenehmigung beim Landratsamt beschlossen werden. Die Stewog hat sich auch einen straffen Zeitplan verordnet: Bis Ende März 2015 soll die Planung abgeschlossen und die Abbruch- und Entsorgungsarbeiten vergeben sein.

Beginnen soll der Abriss im zweiten Quartal 2015. Dafür plant Wittmann ein Dreivierteljahr ein. Im zweiten Halbjahr 2015 sollen außerdem die Freiflächen und die Erschließung geplant werden. Bereits Anfang 2016 will die Stewog diese Arbeiten vergebenen, damit dann ab dem zweiten Quartal 2016 die Ver- und Entsorgung sowie die Erschließung des Geländes gebaut werden können.

 

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