Konradsreuth – Wie die Polizei Hof gestern auf Nachfrage der Frankenpost mitteilte, hätten sich bis Freitagabend keine neuen Erkenntnisse ergeben. Bereits seit vergangenem Montagabend läuft die Suche. Aus einem Bauernhof im Konradsreuther Ortsteil Ahornberg hat sich ein Jungrind der Rasse Angus buchstäblich vom Acker gemacht. Besondere Kennzeichen: Pechschwarz, knapp ein Jahr alt, gut 600 Kilogramm schwer, Schulterhöhe knapp 1,20 Meter.
Das Jungrind machte sich in Richtung Ringlasmühle davon. Seine Spur verlor sich im dortigen Wald. Bei der Suche nach dem Tier schalteten der Eigentümer und die Landwirtin auch die Polizei ein. Zwei Streifen durchkämmten die Forstwege in dem ausgedehnten Wald zwischen Konradsreuth und Ahornberg. Sie blieben dabei ebenso erfolglos wie ein eingesetzter Hundeführer.
Weil zwischenzeitlich ein Autofahrer mitteilte, er habe an der Bundesstraße 2 zwischen Konradsreuth und Reuthlas ein einzelnes Rind gesehen, beschränkte die Polizei die Geschwindigkeit zwischen Konradsreuth und Münchberg auf Tempo 50.
Und die Suche wurde abermals ausgeweitet – auf das Gebiet auch jenseits der B 2 Richtung Wölbersbach und Oberpferdt. Doch das Tier blieb verschwunden.
Bis gestern Nachmittag. Ein Anrufer habe mitgeteilt, dass „ein Rind nahe der Schödelshöhe zwischen Konradsreuth und Leupoldsgrün aus dem Wald spitzte“, sagte ein Sprecher der Hofer Polizei auf Nachfrage.
Bis zum Abend waren die Versuche, den Bullen mit einer Kuh und Futter zu locken und einzufangen, allerdings noch nicht von Erfolg gekrönt. Deshalb bittet die Polizei nach wie vor um Mithilfe. Zeugen, die das Tier gesehen haben, sollen sich bitte unter Telefon 09281/70 40 melden. Außerdem bittet die Polizei Autofahrer, die zwischen Konradsreuth und Münchberg unterwegs sind, um erhöhte Vorsicht. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Rind plötzlich auf den dortigen Straßen auftaucht, heißt es.
Der Jungbulle stammt aus einem Betrieb bei Kronach. Es handelt sich um einen Zuchtbullen, der für ein paar Wochen ausgeliehen werden sollte, um einige Kühe in dem Betrieb bei Ahornberg zu decken. Doch noch ehe es dazu kommen konnte, ist das Tier ausgebüxt.
„Es muss erschreckt worden sein und Panik bekommen haben, anders lässt sich das Verhalten nicht erklären“, sagte der Eigentümer auf Nachfrage der Frankenpost. Der wertvolle Zuchtbulle – auf dem freien Markt werden diese Tiere auf etwa 2000 Euro taxiert – hat auf seiner Flucht einen dreireihigen Zaun, darunter auch einen elektronischen Sicherungszaun mit einer 6000-Volt-Spannung, einfach niedergewalzt. Dabei war das Tier an Zäune auf der Weide gewohnt, der Bulle ist schließlich als Weiderind in dem Betrieb bei Kronach aufgewachsen.
Sowohl der Kronacher wie auch der Ahornberger Betrieb zählen zu den 32 zertifizierten Weidewelt-Betrieben im Frankenwald.
Im Jahr 2008 hat ein ähnlicher Fall in der Region für Aufsehen gesorgt: In Unterweißenbach bei Helmbrechts büxte damals ein Jungbulle namens Rudi aus einem Stall aus und rannte davon. Vergeblich versuchte der Besitzer, der ihn mit dem Auto über eine Wiese verfolgte, einzufangen. Der sportliche Rudi sprang über einen breiten Graben, drehte sich noch einmal um, um seinem Häscher zuzublinzeln, und verschwand danach. Erst nach drei Wochen wurde er entdeckt und eingefangen. Eine Tierfreundin aus München kaufte ihn, weil sie nicht wollte, dass Rudi geschlachtet würde. Seitdem lebt er auf Gut Aiderbichl bei Deggendorf.
Weiderinder
Laut Auskunft des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Münchberg gibt es aktuell in Stadt und Landkreis Hof etwa 600 landwirtschaftliche Betriebe, in denen insgesamt 47 500 Rinder, darunter knapp 19 500 Milchkühe, gehalten werden. Die Zahl der Weiderinder sei jedoch nicht eigens erfasst, hieß es.
Der Verein „Frankenwald Weiderind“ teilte auf Nachfrage mit, dass es im Raum Hof etwa zehn Betriebe gibt, die zusammen knapp 500 Weiderinder halten.