Vodafone vollzieht bei ADSL den letzten Schritt der All-IP-Umstellung

Gepostet am Mai 10, 2015

Mit der Annex-J-Spezifikation werden ADSL-Anschlüsse ohne separaten Telefonkanal betrieben. Freiwerdende Frequenzen nutzen Modems für schnelleren Upstream.

Nach den Änderungen können ADSL-Kunden endlich brachliegendes Spektrum für einen schnelleren Upstream nutzen. Damit schließt aber auch der Düsseldorfer Netzbetreiber das letzte Türchen für die ISDN-Technik.

Der Düsseldorfer Netzbetreiber Vodafone will seine ADSL2+-Anschlüsse auf den Annex-J-Betrieb umstellen, also das gesamte ADSL-Frequenzband dem Internet-Verkehr zuschlagen. Die daraus resultierende höhere Uplink-Geschwindigkeit will die Firma nicht zusätzlich berechnen, sondern den Kunden kostenfrei zur Verfügung stellen. Zusätzlich werde dabei auch die Sprachqualität für Festnetztelefonate verbessert, meint Vodafone. Kunden müssten nichts unternehmen, die Umstellung erfolge automatisch innerhalb der nächsten Monate und sei „mit keinem Nachteil verbunden“.

Über den voraussichtlichen Termin der Umstellung will Vodafone die Kunden im Vorfeld informieren. „Der Router“ werde dann „lediglich einmal automatisch kurz neu gestartet und für wenige Minuten vom Netz getrennt“. Ab dem 13.05 will Vodafone weitere Informationen zum Thema auf einer separaten Webseite anbieten.

Die automatische Umstellung setzt voraus, dass am Anschluss bereits ein Annex-J-fähiges Modem arbeitet ? sei es als internes Modul eines Routers oder als externes Gerät. Anschlüsse, die noch mit einem Splitter betrieben werden und beispielsweise das ehrwürdig ergraute externe „Arcor-DSL Speed Modem 200“ verwenden, sind von der automatischen Umstellung also ausgeschlossen und brauchen zuvor eine Hardware-Aktualisierung.

Brachliegende Kapazitäten

Vodafone stellt in der Pressemeldung lediglich den Geschwindigkeitsgewinn heraus. Dieser resultiert daraus, dass für den Annex-J-Betrieb das gesamte ADSL2+-Frequenzspektrum für den Internet-Verkehr genutzt wird. Das ist bei den bisher überwiegend installierten Annex-B-Anschlüssen nicht der Fall. Modems im Annex-B-Modus reservieren den Teil bis rund 130 kHz für den ISDN- oder Analog-Telefonie-Betrieb ? und zwar selbst dann, wenn die Festnetztelefonie längst via VoIP abläuft, also übers Internet befördert wird (NGN-Technik).

Diesen bei Annex-B-NGN-Kombinationen brachliegenden Teil schlägt Vodafone nun mittels Annex J komplett dem Internet-Verkehr zu, und zwar ausschließlich dem Upstream. Mit dem zusätzlichen, längerwelligen Spektrumanteil überbrücken Modems längere Distanzen als bei Annex-A- oder Annex-B-Betrieb und sie liefern in Senderichtung höheren Durchsatz. Zugleich bedeutet das: Vodafone stellt auch seine DSLAMs auf Annex J um und schließt netzwerk-seitig das letzte theoretische Türchen für ISDN.

Mehr Spektrum, mehr Speed

Anders als Vodafone suggeriert, ist die Annex-J-Spezifikation bereits seit Jahren verabschiedet. Inzwischen gibt es eine Reihe von Routern, die auch Annex-J-Betrieb beherrschen. Externe Modems mit Annex J sind freilich selten. Eines der wenigen hatte DrayTek noch 2013 ins Lieferprogramm aufgenommen.

Der Geschwindigkeitsgewinn, den Annex-J-Nutzer erwarten können, hängt von der Leitungsgüte und der genauen Konfektionierung des Annex-J-Betriebs ab. An den bisher üblichen Annex-B-Anschlüssen sind nicht mehr als 1,1 MBit/s möglich. Die Telekom hat schon vor Jahren begonnen, Annex J einzusetzen. Deren All-IP-Anschlüsse senden brutto bis zu 2,5 MBit/s. Mehr zum Thema Annex J erschien im c’t-Artikel „Schluckreflex“ (Ausgabe 8/2012, S. 176, kostenpflichtiger Beitrag auch online erhältlich).

ADSL-Sendegeschwindigkeiten
Distanz (Meter) Uplinkrate (kBit/s)
Annex B Annex J mit ADLU60-Auslegung
100 1096 2624
250 1096 2524
750 1000 2176
1250 816 1824
1750 600 1424
2500 280 876
2750 184 680

(dz)

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