Dan ist nicht mehr on fire. Das ist gut für ihn, aber trotzdem muss er seinen Fans erst einmal erklären, dass er deshalb nicht tot ist. Tut er auch, in einem YouTube-Video. Denn Dan ist YouTube-Star und hat unter dem Namen danisnotonfire in den vergangenen acht Jahren erfolgreich eine Community aufgebaut. Nun heißt er auf YouTube und allen anderen sozialen Plattformen ganz gewöhnlich-bürgerlich Daniel Howell. Klingt ein bisschen langweilig, ist aber besser für seine Marke, glaubt er. Jetzt kann ihn nämlich niemand mehr, ob absichtlich oder nicht, „Dani Snot on Fire“ oder „Danis Noton Fire“ nennen. Pro-Tipp an alle Kids da draußen: Leerzeichen helfen.
Wer berühmt ist, muss in der Regel mit seinen Künstlernamen leben, ein Wechsel ist immer schwierig. Manchen gelingt das besser (Muhammad Ali), anderen schlechter (Prince). Das gilt für die klassische Unterhaltungsindustrie ebenso wie für das Internet. Es kann schließlich nicht jeder einfach Lena, Lisa oder Bibi heißen. Muss ja auch noch Platz bleiben für Gronkh, LeFloid oder Freshtorge, auch wenn sich manche einige Jahre später vielleicht einen anderen Namen wünschten. Aber Sie wissen schon, Wiedererkennungswert und so.
Weniger prominente Internetnutzer haben diese Probleme nicht. Was sie nicht vor peinlichen Entscheidungen schützt. Wohl jeder erinnert sich noch an Nutzernamen, die in pubertärem Leichtsinn, aus Verzweiflung oder nach sechs Asbach Cola entstanden sind: die Nutzernamen auf Tinder, in Chatrooms, in ICQ. Die alten E-Mail-Adressen und der Xbox-Gamertag. Der Login im Wendy-Forum oder das fünfte Konto in der Community von ZEIT ONLINE. Der YouTuber Dan isnotalone.
Wir haben in der Redaktion nach peinlich-absurden Nutzernamen gefragt. Und fragen natürlich auch Sie, liebe Leser: Wollen Sie auch noch einmal in ihrem digitalen Keller nachgucken?
Kang00_theRealness
„Kang00“ war mein erster Nutzername, den ich brauchte, um WarCraft III zu spielen. Damals, mit 14, war das natürlich eine Riesensache von der Persönlichkeitsentwicklung her, da musste was Geiles her, weil man damit ja auch auf Lan-Partys und bei Freunden bekannt war. Ich hatte damals ein Paar Kangaroo-Schuhe, die ich megacool fand. Und weil ich in WarCraft so schlecht war, war ich halt eine Doppelnull. Also Kang00. Der zweite Teil der Mailadresse ? tja, die klassische pubertäre wiegeilwäredasdenn-Überschätzung. (Hannes Schrader)
PopDylan
Profilnamen auf Datingportalen sind die Krux der Nutzernamensuche. Logisch, denn neben dem Bild ist er ja das Erste, was die Traumpartner in spe zu Gesicht bekommen. Und Nutzernamen, die auf -taco oder -thecat enden weil die Plattform das vorschlägt, sind so langweilig wie das fünfte Date in der gleichen Kneipe. Ich verbrachte also eines Tages etwa 30 Minuten mit der Suche nach einem Namen und endete bei: „PopDylan“. So lautet der Name eines abseitigen, elektronischen Musikprojekts und ich fand es irre clever. Wortspiel und Kulturverständnis, das macht aus mir absolutes boyfriend material! Dachte ich. Was mir erst später auffiel: Das Wort „Pop“ ist im Dating-Kontext phonetisch ja schon ein bisschen zweideutig. Der Erfolg auf dem Portal war dann auch mäßig. Und das lag bestimmt nur am Nutzernamen. (Eike Kühl)
orlandobloomfan_91
Erinnert sich noch jemand an Knuddels, die wohl absurdeste Chat-Community? Fun fact am Rande: Es gibt sie noch. Und wer sich anmelden will, braucht unbedingt einen guten Nickname. Hat man keinen, der den eigenen Seelenhaushalt passend beschreibt, will niemand mit einem chatten. Nach dem Erscheinen von Herr der Ringe ? Die Gefährten galt es, die wohl größte Inspiration einer jeden 13-Jährigen in den Topf zu werfen: Orlando Bloom. Bei der berechtigten Vielzahl an Orlando-Bloom-Fans musste dann noch ein Suffix gefunden werden, das man möglichst nicht vergisst. Das eigene Geburtsjahr schien da eine fast sichere Lösung. (Lena Fiedler)
McChiller
Ich war so 14 oder 15, denke ich. Damals, Mitte der Neunziger, Hip-Hop wurde groß, im Fernsehen liefen die Simpsons. Der Ausdruck „geil“ war angesagt und aus Rumhängen wurde allmählich chillen. Entsprechend sahen die Spielernamen bei den Lan-Partys damals aus (ja, man trug seinen klobigen Rechner mit allem drum und dran zu den Freunden, um sie dort für ein bis zwei Nächte zu verkabeln): Bei mir führte die Liebe zum Hip-Hop, eigene Rap-Träume und Teenager-Coolness-Wünsche schließlich zum Pseudonym „McChiller“. Damit wollte ich auch irgendwann bei einem Battle antreten. Das ist zum Glück nicht passiert. (Till Schwarze)
CleverLucy
Eine meiner ersten E-Mail-Adressen war [email protected]. „Clever Lucy“, weil ich manchmal etwas schusselig bin und Freunde meine Tollpatschigkeit dann mit „Du clever Lucy!“ kommentiert haben. Lucy hatte sich in der Schulzeit als Spitzname etabliert, wieso, weiß ich nicht mehr. Peinlicher als der Nickname ist im Rückblick aber die Mitgliedschaft bei Uboot, der „Jugendcommunity“ aus den späten neunziger Jahren, die mit giftgrüner Schrift auf schwarzem Hintergrund und den gruseligen Worten „U better be inside“ warb. (Hanna Lauwitz)
Goldfasänchen
„Goldfasänchen“ hat mich viele Jahre begleitet. Ein Kosewort, das ich im Streit immer einem ehemaligen Freund an den Kopf warf. Er musste lachen, der Streit war vorbei. Er hatte also keinen tieferen Sinn. Alles gut, bis ein Kleintierzüchter und Vogelfan auf mich aufmerksam wurde und mir unbedingt sein Goldfasänchen zeigen wollte. Hartnäckig hat er mich mit unzähligen Hintergrundinformationen zum Thema beglückt. Seither weiß ich, dass es Goldfasane wirklich gibt. Und dass sie große Fans haben. Auf einer Internetseite lautet mein Name davon abgeleitet immer noch „g.fasani“. Ich schwöre, dass ich mir bei dem g. nichts gedacht habe! (Ulrike Rosina)
ErniepopptBert
Eine Erklärung dafür habe ich nicht. (Name ist der Redaktion bekannt.)
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