HTC U11: Noise-Canceling des Quetsch-Smartphones im Test

Gepostet am Mai 22, 2017

Die neue Steuerung per Quetsch-Geste ist keine Revolution, aber eine nach einiger Gewöhnung überraschend intuitive Gestensteuerung. Im Praxis-Test überzeugte auch die übrige Technik. Alleinstellungsmerkmale sind das einzigartige Glasdesign, das mitgelieferte Noise-Canceling-Headset und der veränderbare Rundumklang bei Videoaufnahmen. Für Technik-Fans gibt es zwei weitere Goodies: Dual SIM und später ? voraussichtlich im Sommer 2017 ? als Update die Alexa-Sprachsteuerung. Das Glas-Design in schillernden Tönen machen das U11 in speziellen Farben für Design-Fans interessant, sofern diese sich nicht am dicken Display-Rahmen im iPhone-Stil stören.

Pro

  • Schickes Glas-Design
  • High-End-Hardware verbaut
  • Innovative Quetsch-Steuerung
  • Dual-SIM

Kontra

  • Hoher Preis

Einschätzung der Redaktion

gut

Die Smartphone-Technik hat ein beachtliches Niveau erreicht. Die Bedienerfreundlichkeit aber hat zuletzt sogar abgenommen. So verwirren Hersteller Nutzer mit unnötigen Optionen ? bei Apple etwa durch aufpoppende ?3D Touch?-Menüs, bei Samsung durch eine neue Taste. Und weil die Displays immer größer werden, schwächeln aktuelle Handys vor allem dort, wo wie früher einmal stark waren: bei der einhändigen Bedienung. Ändert HTC das? Lesen Sie nachfolgend den großen Praxis-Test ? und den Live-Ticker zur Präsentation des HTC U 11, die COMPUTER BILD live in Taipeh (Taiwan) für Sie verfolgt hat. Übrigens: Obwohl das HTC U11 erst am 15. Juni erscheint, kann man es schon jetzt vorbestellen, bei Amazon.de etwa in Weiss, in Silber, in Schwarz, und in Blau.

HTC U11: Das erste Quetsch-Phone

Tatsächlich kommt das nagelneue HTC U11 mit einer feinen Idee: Grundfunktionen sollen sich aufrufen lassen, ohne dass man umgreifen muss. Die Lösung nennt HTC ?Edge Sense?: Man drückt einfach etwas fester zu, während man das Smartphone in der Hand hält. Je nachdem, wann und wie lange man agiert, lassen sich darüber unterschiedliche Funktionen auslösen. Zum Verkaufsstart des U11 am 15. Juni 2017 gibt es drei Funktionen:

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Wie gut funktioniert die Bedienung?

Die Erkennung des Drucks erfolgt durch ein ausgeklügeltes Ultraschall-System, das sogar unter Wasser und auch mit normalen Handyhüllen funktionieren soll. Im Praxis-Test klappte vor allem die Kamera-Steuerung gut, oft sogar schneller als per Kamera-Taste. Ab Juli 2017 soll ein Software-Update die Quetsch-Steuerung für fast jede App möglich machen, HTC hat versprochen das Alexa-Update innerhalb von 30 Tagen nach dem Markstart (in Deutschland 15. Juni) bereitzustellen. Und auch bei der Sprachsteuerung will HTC nachlegen: Noch im Sommer soll per Update auf die Alexa-Sprachsteuerung für Smarthome und Co. aufs Handy kommen. Dank vier eingebauter Fernfeld-Mikrofone soll das HTC U11 dann als vollwertiger Ersatz ? etwa zum Amazon Echo Dot ? taugen. Der Google Assistant soll aber weiter laufen, je nach Ansprache (?Okay Google? oder ?Alexa?) startet der passende Assistent. Als dann dritter digitaler Butler ist der HTC Assistant vorinstalliert, der aber weniger ein Sprachassistent ist, sondern eine Intelligenz, die Anregungen zur sinnvollen Nutzung des Handys gibt ? etwa einen Hinweis zum rechtzeitigen Laden des Akkus. Dank der hochwertigen Mikrofone erkennt das Smartphone den Besitzer auch an der Stimme und verweigert den Gehorsam, wenn Fremde per ?Okay Google?-Befehl Zugriff erlangen wollen.

HTC U 11: Specs © COMPUTER BILD

Drückt man das Gehäuse beim Halten im unteren Gehäusebereich, springt die sogenannte Edge-Sense-Funktion an ? erkennbar an den blauen Farben am Rand. Nach kurzem Druck startet die Kamera, bei langem der Google Assistant oder eine andere App.

Neuer Prozessor treibt das U11 an

Technisch hat HTC gegenüber dem U Ultra nochmal nachgelegt: Der Snapdragon-835-Prozessor gehört zu den schnellsten Chips überhaupt, er findet sich auch im Sony Xperia XZ Premium, sowie in einigen speziellen Länderversionen des Samsung Galaxy S8. Er macht die Kamera so schnell, dass im Zusammenspiel von Linse und Audio neue Möglichkeiten entstehen. Beim Ausprobieren leistete sich das U11 keine Ruckler oder Verzögerungen. In Benchmark-Tests mit der App Geekbench erreichte der Prozessor des U11 bei Nutzung aller Prozessorkerne etwa das Niveau des iPhone 7 ? bei Apps, die nur einen Kern nutzen, allerdings ist das iPhone 7 doppelt so schnell (allerdings hat das U11 vier Kerne, das iPhone lediglich zwei). Allerdings ist auch der Vorgänger HTC 10 ausreichend schnell ? unter anderem, weil das Unternehmen seine Android-Software dramatisch entschlackt und auf Tempo getrimmt hat. Das HTC U11 kommt mit Android 7, das Testgerät lief mit der Version 7.1.1. Der Arbeitsspeicher (RAM) der deutschen Version soll bei 4 Gigabyte (GB) liegen, exklusiv für den chinesischen Markt erscheint möglicherweise auch eine Version mit 6 GB.

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HTC-U11-Kamera: Mehr HDR und Tempo

Auf dem Papier hat sich die Kamera gegenüber dem HTC U Ultra nicht verändert: Es bleibt bei 12 Megapixeln mit optischem und elektronischem Bildstabilisator und Blende f/1,7. Allerdings kommt ein neuer Sensor zum Einsatz und die Kamera arbeitet schneller, auch dank des neuen Snapdragon-Prozessors. So nimmt das U11 vor und nach dem eigentlichen Auslösen automatisch zusätzliche Fotos auf ? und erstellt daraus später das optimale Bild. HTC nennt das ?HDR Boost? und aktiviert entsprechend die Auto-HDR-Funktion ab Werk. Außerdem kommt ein schnellerer Autofokus zum Einsatz, bei dem sich die Schärfe auf jedem Pixel ermitteln lässt. HTC nennt das ?Ultra Speed Autofocus?, laut Produktmanager Fabian Nappenbach kommt eine ähnliche Technik (Dual Pixel) auch bei Samsung im Galaxy S7 und Galaxy S8 zum Einsatz. Der sogenannte Laser-Autofokus fällt dafür weg. Im ersten Praxis-Test machte die Kamera einen sehr guten Eindruck, auch bei schwierigen Lichtverhältnissen. Im Vergleich zum iPhone wirken dunkle Bereiche zwar nicht ganz so hell, dafür aber sind Farben etwas kräftiger. Im DXOMark-Test erhielt das HTC U11 sogar schon vor dem Marktstart die bislang beste Bewertung eines jemals dort getesteten Smartphones. Im COMPUTER BILD-Test hatte schon das verwandte Modell HTC U Ultra im Kamera-Test teils hervorragend abgeschnitten, allerdings nur bei guten Verhältnissen. Die Selfie-Kamera besitzt jetzt auch eine Auto-HDR-Funktion und kommt mit 150-Grad-Weitwinkel.

HTC U11: Daten, Fakten und Praxis-Test des ersten Handys mit Quetsch-Steuerung Im Praxis-Check machte die Kamera einen sehr guten Eindruck, zeigt hier etwa in einem Restaurant trotz nicht idealer Beleuchtung viele Details. Auch das grelle Licht der Lampen im Gang überstrahlt die Bildumgebung nicht ? anders als bei einer Vergleichsaufnahme mit dem iPhone. © COMPUTER BILD

Im Praxis-Check machte die Kamera einen sehr guten Eindruck, zeigt hier etwa in einem Restaurant trotz nicht idealer Beleuchtung viele Details. Auch das grelle Licht der Lampen im Gang überstrahlt die Bildumgebung nicht ? anders, als bei einer Vergleichsaufnahme mit dem iPhone.

Noise-Cancelling-Kopfhörer überflüssig?

Schon das HTC U Ultra nahm dank der vier Mikrofone Videos mit 360-Grad-Klang auf (?3D Audio?). Neu beim U11: Im ?Audio-Focus?-Modus lassen sich die vier Mikros bei Videoaufnahmen gezielt auf einzelne Personen im Raum ausrichten. Und das mitgelieferte Usonic-Headset mit USB-Typ-C-Stecker hat spezielle Extra-Mikrofone eingebaut. Dadurch lässt sich zum einen der Gehörgang des Trägers individuell ausmessen, Sie passen so den Frequenzgang an die eigene Hörschwäche beziehungsweise -stärke an. Im Test mit aktuellen Musikvideos war hier zumindest ein gewisser Unterschied zu hören. Noch wichtiger aber: HTC will teure Bluetooth-Kopfhörer mit Noise Cancelling überflüssig machen. Das USonic-Headset schickt Umgebungsgeräusche via USB-Typ-C beinahe in Echtzeit ans Smartphone, wo der schnelle Snapdragon-Prozessor Frequenzen errechnet, die den Lärm im Gehörgang des Headset-Trägers größtenteils eliminieren. Bei Ausprobieren im Flugzeug reduzierte sich der Hintergrundlärm tatsächlich deutlich, erreichte allerdings nicht das Niveau von Over-Ear-Noise-Canceling-Kopfhörern wie dem Bose Quietcomfort 35. Kleiner Haken: Normale Kopfhörer lassen sich mangels Klinkenbuchse nicht anschließen. Immerhin liefert HTC jetzt einen USB-Typ-C-Adapter für Klinken-Headsets mit eigenem Digitalanalogwandler mit.

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Das Design: Glänzend wie nie

Das U11 ist wie das HTC U Ultra vorn und hinten in Gorilla Glass 5 gehüllt, fällt aber etwas handlicher aus ? und ist wasserdicht. Das Design fasziniert, ist aber empfindlich für Fingerabdrücke und auch recht glatt. Neu ist die Farbvariante Silber, die extrem spiegelt. Noch im Juli soll zudem eine exklusive Version mit rotem Gehäuse erscheinen. Anders als beim iPhone 7 Red ist die Front hier schwarz. Das Design wirkt insgesamt sehr edel, im Vergleich mit Samsungs S8 erscheinen die Gehäuseränder allerdings ? vor allem über und unter dem Display ? geradezu riesig, fast wie beim iPhone 7 Plus.

HTC U11: Daten, Fakten und Praxis-Test des ersten Handys mit Quetsch-Steuerung Drei der insgesamt fünf Farbvarianten, in denen das HTC U11 erscheint: Silber, Schwarz und Blau. Leider nicht im Bild: das leicht Perlmutt-artig schimmernde weiße Modell. © COMPUTER BILD

Im Bild drei der fünf Farbvarianten, in denen das HTC U11 erscheint: Silber, Schwarz und Blau. Nicht im Bild: das leicht perlmuttern schimmernde weiße Modell.

LTE: Turbo mit Dual-SIM eingebaut

Dank des neuen Snapdragon-835-Chips ist das U11 gemeinsam mit dem Sony Xperia XZ Premium das erste Smartphone, das den LTE-Standard CAT16 mit Datenraten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde (Mbps) ermöglicht. Allerdings ist in Deutschland noch kein Netz für solche Geschwindigkeiten bereit: Mit dem Tempo-Upgrade auf 500 Mbps ist derzeit Vodafone am schnellsten, in der Schweiz bietet zudem Swisscom bereits 800 Mbps an. Spätestens 2018 dürften deutsche Provider nachziehen. Besonderheit: Hierzulande liefert der Hersteller alle Geräte im freien Handel mit Dual-SIM-Funktion (nutzbar nur bei Verzicht auf die Speicherkarte) aus.

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