Vor weniger als einem Monat habe ich Euch hier die derzeit vier Sorten Teekapseln von Gourmesso in einem Geschmackstest vorgestellt, heute geht es es um neue Kaffees des Berliner Unternehmens. Allerdings stammt nur die Espresso-Sorte honduras pura forte direkt von Gourmesso, alle anderen enthalten ?House Blend?-Varianten der San Francisco Coffee Company (SFCC) aus München. Eine erste gemeinsame Kapselsorte der beiden Unternehmen hatte ich hier im Blog bereits in 2013 getestet. Nun war ich gespannt, ob mir die neuen SFCC-Kaffees ebenfalls so gut schmecken würden.
Kaum Informationen zur Herkunft
Zu den SFCC-Kapseln gibt es leider wenige Infos, doch zur Gourmesso-Espresso-Sorte honduras pura forte liefert die Kommunikationsagentur Styleheads ein paar Info-Happen: ?Die Kaffeebohnen des Honduras Pura Forte wachsen im grünen Hochland unter perfekten Bedingungen auf: nährstoffreiche Böden, gemäßigtes Klima in den Höhenlagen und tiefe Flusstäler, die das Gebiet durchqueren. Die Bohnen des Single Origin Espresso, die aus einem einzigen Anbaugebiet stammen, werden dort nach rein ökologischen Richtlinien angebaut und geerntet sowie fair gehandelt.? Leider wird dort nicht verraten, um welches Anbaugebiet es sich konkret handelt, das sollte bei einem Single Origin Espresso doch kein Geheimnis bleiben!
Die Verpackungen aller neuen Kapselsorten tragen Bio-Siegel, honduras pura forte sowie der House Blend Espresso und der House Blend Lungo mit Stärke 5 weisen zusätzlich das Fairtrade-Siegel auf. Anders als bei meinem vorigen Gourmesso-Kaffee-Kapsel-Test in 2014 sind die Kapseln nicht mehr jeweils zu zweit in extra Folie verpackt, sondern stecken ohne Zusatzverpackung in den inzwischen auffallend schlanken Pappschachteln. Die Kapseln halten nun gewissermaßen selbst dicht, was den Umfang des Verpackungsmülls reduziert und zudem die Handhabung verbessert. Darüber hinaus wirkt das Ganze in meinen Augen hochwertiger und ansprechender.
Wie schmecken die neuen Sorten?
Gourmesso honduras pura forte (Intensität 9): Die üppige, feinporige Crema zeigt nicht zuletzt, dass die neuen, hermetisch verschlossenen Kapseln eine gute Kompatibilität zu Nespresso-Maschinen aufweisen. Das ist wichtig zu erwähnen, denn wenn ein Anbieter an seinen Kapseln etwas ändert, bringt das meiner Erfahrung nach nicht selten Probleme mit sich.
Der Duft dieses Espresso erinnert mich an frisch gebackenen Rosinenkuchen, süßlich wie heißer Kuchenteig und etwas fruchtig, ohne dabei besonders säuerlich zu wirken. Zum neuesten Espresso von Gourmesso schreibt der Hersteller selbst: ?Die Bohnen dieses Single Origin Espressos werden nach rein ökologischen Richtlinien angebaut und geerntet sowie fair gehandelt. Der Honduras Pura Forte besteht zu 100% aus Arabica Bohnen mit unterschiedlichen Röstungen. Er hat eine dezente Kakaonote und besticht durch seinen vollen Körper und sanften Abgang.?
Die erschnupperte Fruchtnote zeigte sich beim Verkosten zwar, doch ist sie weniger ausgeprägt als erwartet. Dafür, dass der Hersteller seinem neuen Espresso neun von zehn Punkten auf der Gourmessso-Intensitätsskala gibt, ist er zudem weniger bitter als erwartet. Sein Geschmack ist allerdings durchaus intensiv, am deutlichsten ist die Kakaonote ausgeprägt. An Bitterschokolade dachte ich bereits beim ersten Schluck bzw. danach, denn dieser Geschmack tritt erst im Abgang langsam hervor. Obwohl eine pfeffrige Note erkennbar ist, wirkt der honduras pura forte insgesamt mild für eine dunkle Röstung.
SFCC House Blend Espresso (Intensität 8): Die Crema dieser neuen Sorte ist ziemlich dunkel und leicht rötlich. Das sieht man selten.
Ähnlich wie beim honduras pura forte von Gourmessso erinnert mich der Duft dieses SFCC-Espressos an warmen Teig und es gibt hier ebenfalls eine Fruchtnote, die ich Richtung Rosinen oder Trauben verorte. Beim Geschmackstest war es mit dem Gedanken an Trauben jedoch schnell wieder vorbei, stattdessen dachte ich an Zitrone oder Essig. Andererseits wirkt der SFCC House Blend Espresso insgesamt trotz der sauren Note und seines intensiven Geschmacks eher weich.
Er wirkt außerdem ausgesprochen cremig, was bestens zu der leicht pfeffrigen Note passt. Ansonsten schmecke ich sanfte Getreidenoten. Im Ausklang macht sich ein leicht mineralisches Mundgefühl bemerkbar.
SFCC House Blend Decaf Lungo (Intensität 6): Nur bei dieser Sorte hatte ich bei der Zubereitung mit meiner Nespresso U mehrmals das Problem, dass die Portionen zu klein ausfielen. Ansonsten gab es keine Kompatibilitätsprobleme. Frisch zubereitet duftet der Kaffee süßlich-säuerlich, ?Kirsche? hatte ich mir beim Testen als Stichwort dazu notiert.
?Ein fein aromatischer, schmeichelnder Lungo mit angenehmer und leicht intensiver Röstung, dem durch ein schonendes Verfahren das Koffein entzogen wurde, ohne den Geschmack zu beeinträchtigen. Der SFCC House Blend Decaf Lungo ist eine hochwertige Mischung aus Zentralamerika in gewohnter BIO Qualität?, steht im Gourmessso-Shop.
Diese entkoffeinierte Sorte schmeckt intensiv, ist jedoch weniger bitter als die anderen Sorten in diesem Test. Sie wirkt milder, hat aber eine rauchige Note. Vom Mundgefühl her ist sie zunächst glatt, später hart. Insgesamt schmeckt dieser Lungo nicht schlecht, aber mir fehlen hier Akzente. So ist er etwas langweilig.
SFCC House Blend Lungo (Intensität 5): Vermutlich fällt das unter Getreidenoten, aber einen Duft wie diesen kannte ich bislang nicht. Frisch zubereitet duftet dieser Kaffee nach Nudeln und zart fruchtig.
?Ein weicher, besonders fruchtiger Lungo mit elegantem Geschmack und fein-samtiger Crema. Dieser House Blend (ein Blend ist eine Mischung) wird aus den besten Kaffee Bohnen ausgewählt, die auf fruchtbaren Böden in einem im sonnenverwöhnten Klima Zentralamerikas in BIO Qualität wachsen und fair gehandelt werden?, ist steht im Gourmesso-Shop in der Beschreibung dieser Kapseln.
Der SFCC House Blend der Stärke 5 wirkt vor allem cremig-milchig und weich, ist indes für einen Lungo überraschend herb, wenngleich nicht rauchig-bitter. Für die passende Kontrastierung sorgt eine leichte Fruchtnote. Dazu ist er recht würzig und auch etwas scharf, im Abgang wirkt er leicht mineralisch. Dieser Kaffee schmeckt mir besser als die meisten Lungo-Varianten, die ich bisher getestet habe.
SFCC House Blend Lungo (Intensität 8): Gleicher Name, ähnliche Farbe, andere Intensität ? dahinter verbirgt sich vermutlich eine gute Idee, doch ich finde die Ähnlichkeit unnötig verwirrend. Hat man beide Sorten im Schrank, greift man leicht zur falschen. Dabei sind sich diese Kapselsorten geschmacklich nicht so ähnlich, als dass die ähnliche Aufmachung sinnvoll wäre.
Gourmesso schreibt: ?Ein nussig anmutender, säurearmer Power-Kaffee, der durch seine dunkle Röstung und seinen kraftvollen Körper besticht. Der SFCC House Blend Lungo besteht aus einer gehaltvollen Mischung bester Kaffeebohnen aus Zentralamerika mit würzigem Aroma, kräftigem Charakter und außergewöhnlicher Fülle mit samtiger Crema.?
Den kuchig-süßliche Duft mag ich sehr, beim Kosten machen sich neben einer dezenten Säure und einem zarten Schoko-Geschmack deutlich Getreide- und Kräuternoten bemerkbar, Nüsse kommen mir nicht in den Sinn. Dieser Lungo wirkt sowohl herber als auch süßlicher als die optisch und vom Namen her ganz ähnliche Sorte. Dennoch würde ihn auf der Intensitätsskala keineswegs bei 8 einordnen, denn vom Gesamteindruck her ist dieser Lungo weicher, leichter und weniger bitter. Ich sehe ihn eher bei Intensität 4 oder 5.
Das ist aber nichts Schlechtes, denn dieser Lungo ist ausgewogener, aromatischer, vielfältiger und schmeckt mir insgesamt eindeutig besser. Eine feine Röstnote und ein leicht mineralisches Mundgefühl runden das Geschmackserlebnis nach hinten ab.