Der Nachfolger der Canon PowerShot N ist erschienen. Grund genug uns einmal die Neuerungen der Kamera anzuschauen. Vor rund zwei Jahren hatte Canon mit der PowerShot N ein wirklich innovatives Produkt in Sachen Bedienung, Funktionen und Design auf den Markt gebracht und ist damit auch heute noch immer ziemlich unique.
Klar, man muss nichts beschönigen. Bewertet man einzelne Kriterien wie Bildqualität, Funktionsumfang, Akkulaufzeit, etc. ist auch die neue Canon PowerShot N2 sicherlich nicht führend und hinkt anderen Modellen, auch aus dem eigenen Hause, hinterher. Aber muss eine Kamera in allen Dingen perfekt sein oder ist es die Idee, das Design, der Lifestyle etc. der ein Produkt zu etwas Besonderem macht bzw. zu einem Verkaufshit. Aus aktuellem Anlass will ich nur mal die Apple Watch anführen, die trotz ihrer wissentlichen Mängel und Probleme reißenden Absatz findet. Ist es auch bei der PowerShot N2 der Fall?
Im Vergleich zum Vorgänger hat sich rein optisch wenig getan. Die kompakten Abmessungen sind geblieben und auch die gute Verarbeitung. Das Gehäuse besteht zu großen Teilen aus Metall und ist sehr gut verarbeitet. Besonders auch das Scharnier des um 180 Grad schwenkbaren Monitors ist massiv ausgeführt, sodass es zum einen sehr stabil ist und zum andern auch sehr gut die Position hält und nicht wie bspw. bei anderen Kameras durch sein Eigengewicht wieder umklappt.
Betrachtet man das Objektiv fällt einem hier jedoch ein Unterschied auf. Die äußere Kante ist etwas weiter herausgezogen um das Objektiv im ausgeschalteten Zustand besser zu schützen. Auch auf der Oberseite fällt eine Verbesserung auf. Das Mikrofon ist in die Mitte gerückt. Vorher hat man es durch die Halteposition mit den Zeigefingern leicht verdeckt und hat sich dann über den schlechten Ton gewundert. Dieses Problem gehört nun der Vergangenheit an. Auch wenn es nur kleine Änderungen sind, werten sie die Kamera doch ungemein auf.
Vom Objektiv selbst hat sich nichts getan und ist mit der N1 identisch. Mit einer Brennweite von 28-224mm bietet es eine große Bandbreite und reicht sowohl im Weitwinkel als auch im Telebereich gut aus. Der Telebereich kann noch digital erweitert werden, wobei ich mir das in den meisten Fällen sparen kann und einfach den Ausschnitt am PC festlege bzw. dann herausschneide. Das Objektiv ist nicht das lichtstärkste und besitzt am unseren Ende eine Blende von 3.0 und im oberen Bereich von 5.9. Von Bokeh bzw. Unschärfe brauchen wir bei einer solchen Kamera nicht sprechen, zumindest nicht von echter. Digital allerdings kann man sehr wohl Unschärfe erzeugen. Hierzu gibt es bspw. auch einen Soft-Focus-Mode, in dem man explizit die Unschärfe festlegen kann. Aber auch dies könnte man bspw. mit einfachen Mitteln am Computer erledigen.
Schön bei solchen Kompaktkameras ist für mich immer auch die sehr kurze Naheinstellgrenze, in diesem Fall von nur 1cm. Man kann somit also auch sehr schöne Makroaufnahmen erstellen. Aus der Hand ist dies aber oft eine Kunst, auch wenn der integrierte Bildstabilisator schon recht gut und zuverlässig arbeitet.
Die Sensorgröße ist ebenfalls identisch geblieben. Statt 12MP besitzt er nun aber 16MP. Meiner Meinung nach hätte dies nicht sein müssen, da es nicht wirklich zur Verbesserung der Bildqualität beiträgt. Die ISO-Empfindlichkeit des Sensors reicht von 100-3.200. An sich ein recht großer Bereich, der es dadurch ermöglicht auch noch Bilder im Dunkeln zu schießen. Allerdings sind diese bei ISO 1.600 und 3.200 doch arg verrauscht, entsättigt und ohne Detail. Selbst bei ISO 800 steuert die interne Software schon stark gegen und zeichnet das Rauschen weich, wodurch viele Details verloren gehen. Sicherlich ist dies aber auch gar nicht der Anspruch dieser Kamera. Denn lieber ein schlechteres Bild als gar keins. Denn die kleine PowerShot N2 ist so kompakt, dass man sie immer in der Hosentasche dabei haben kann, während ich mir es bei einer großen Kamera mehrmals überlege, ob ich sie nun in einer separaten Fototasche mitnehme oder es doch sein lasse. Und im Vergleich zu einem Handy kann die N2 dann schon wieder überzeugen. Somit ist diese Kritik sicherlich als neutral zu sehen. Selbst ich gehe mittlerweile dazu über mich aus der DSLR Welt zu entfernen, da mir Größe, Portabilität und Gewicht wichtiger geworden sind. Zu oft habe ich bereits schöne Momentaufnahmen liegen lassen, weil ich zu faul war meine Spiegelreflexkamera einzupacken.
Unter der Haube wurde der Canon PowerShot N2 ein Chip der neusten Generation verpasst, ein Digic 6. Die neu gewonnene Rechenleistung merkt und spürt man. Die Kamera arbeitet sehr schnell und Effekte werden verzögerungsfrei in Echtzeit gezeigt und auch der Creative-Shot-Modus, welcher aus einer Aufnahme 6 kreative Aufnahmen erstellt, arbeitet nun wesentlich schneller.
Auch sonst ist die Kamera insgesamt sehr schnell und im Handumdrehen einsatzbereit. Die reine Einschaltzeit beträgt laut meiner Messung weniger als eine Sekunde. Kamera einschalten und sofort auslösen waren unter drei Sekunden möglich. Damit setzt die Kamera für mich Bestwerte und macht sie eben zu einem perfekten Alltagsbegleiter, der auch für Schnellschüsse zu haben ist.
Besonders kreative Aufnahmen oder Selfies gelingen, dank des um 180 Grad schenkbaren Displays, mit der Canon PowerShot N2 sehr gut. Praktisch ist auch der in jeder Situation gut zu erreichenden Auslöser und Zoom. Beide Funktionen befinden sich, wie schon bei der N1, als Ring um das Objektiv herum. Weitere Direkttasten gibt es nur zur Bildwiedergabe, zum Umschalten in den Creativ-Modus und zum Verbinden mit dem Smartphone. Die Weitere Bedienung erfolgt über das gut ablesbare 2,8 Zoll Touch Display, mit welchem man im Übrigen auch auslösen kann. Die Bildfeldabdeckung des Monitors beträgt annährend 100%.
Neben dem angesprochen Creativ-Shot-Modus zum experimentieren besitzt die Kamera noch weitere Motivprogramme: Smart Auto (für 58 Aufnahmesituationen), Hybrid Auto, Programmautomatik, Creative Shot, Selbstporträt, Wenig Licht (4,0 MP), Fisheye-Effekt, Miniatur-Effekt, Spielzeugkamera-Effekt, Weichzeichner, Monochrome.
Für die Effekte gibt es dann jeweils im Hauptbildschirm noch ein Untermenü zur Einstellung. Sonst lassen sich recht wenig manuelle Einstellungen vornehmen außer bspw. eine manuelle Über-/Unterbelichtung von zwei ganzen Blendenstufen.
Die Motivprogramme sind soweit recht gut und ermöglichen ein optimales Bildergebnis.
Der integrierte LED Blitz ist ein nettes Gimmick, nur reicht er gerade einmal 50cm weit, was allerdings für die meisten Selfies reichen dürfte.
Die Serienbildgeschwindigkeit liegt bei max. 2.7 Bilder/Sekunde und nach ca. 11 Bildern in Folge ist der Puffer dann auch voll und es muss erst einmal alles wegschreiben werden. Allerdings dies nur zur Info, da sich die Kamera, wie gesagt, nicht wirklich in diesem Bereich positionieren will.
Der Autofokus arbeitet im Weitwinkelbereich sehr flott, im Telebereich ist er etwas langsam. Schau ich allerdings mein komplettes Portfolio an, nimmt man Bilder zumeist im Weitwinkel auf. Nur zum Vergleich. Im Weitwinkel dauert das Fokussieren etwa 0,5 Sekunden, im Telebereich 1,5 Sekunden. Im Vergleich zu manch anderen Kameras immer noch ein spitzen Wert.
Konnektivität ist bei der Kamera auch ein wichtiges Feature. Die Canon PwerShot N2 verfügt über integriertes WLAN oder lässt sich per NFC verbinden. Per Smartphone App lassen sich Bilder von der Kamera transferieren oder es ist sogar eine Bedienung möglich. Allerdings war die Bedienung der Kamera über die App sehr träge, zumindest was das Zoomen angeht. Reines auslösen ist in Ordnung. Auch die Verzögerung der Übertragung war nur minimal. Weiterhin lassen sich über die Verbindung der App die Bilder mit Geodaten füttern.
Beispielfotos (in reduzierter Größe)
Weiterhin ist es möglich bspw. direkt mit Canon Druckern zu kommunizieren und Bilder von der Kamera direkt zu drucken. Ebenso könnte man, sofern die Kamera natürlich mit dem WLAN verbunden ist, auch Bilder in Social Media Netzwerken hochladen und teilen. Hierzu muss man sich allerdings beim Canon Image Gateway anmelden. Finde ich zu kompliziert und umständlich. Da ist es wesentlich einfacher das Bild direkt von der Kamera aufs Smartphone zu ziehen und von hier zu verteilen. Zumal ist es so möglich auf dem Smartphone noch eine Bildbearbeitung vorzunehmen.
Ein wenig Ärgernis zum Schluss bleibt die Tatsache, dass man den Akku nur innerhalb der Kamera laden kann. Zudem hält der Akku gerade einmal ca. 200 Bilder. Wer noch viel mit WLAN etc. rumprobiert verschenkt schnell noch ein paar Bilder mehr.
Fazit
Insgesamt ist die Canon PowerShot N2 sicherlich kein Überflieger aber auch keine Luftnummer. Es ist eine kleine kompakte Kamera für die Hosentasche, die sich durch ihr Konzept, ihre Bedienung, die Abmessungen und ihrem Lifestyle von der Konkurrenz abhebt. Kompromisse muss man sicherlich hier und da in der Bildqualität in Kauf nehmen, was sich aber primär auf Aufnahmesituationen mit schlechten Lichtbedingungen bezieht. Aber wie bereits oben schon gesagt: Lieber ein schlechteres Bild als gar keins. Ebenso überzeug die Möglichkeit der drahtlosen Übertragung der Bilder auf das Smartphone.
Wer also individuell und besonders unterwegs sein will, eine Kamera mit kompakten Abmessungen und dem gewissen Etwas sucht, der kann und sollte hier zugreifen.
Individualität und Lifestyle waren allerdings noch nie besonders günstig und so liegt der Marktpreis der Canon PowerShot N2 aktuell auch bei rund 270 Euro.
Photo Credit (Beitragsbild 2,3,5,6,8): Ben Hammer