Biometrie: Lässt sich das iPhone künftig per Gesichtserkennung entsperren?

Gepostet am Jul 5, 2017

Der Fingerabdrucksensor im fast schon ikonischen Home-Button des iPhones hat möglicherweise bald ausgedient. Laut einem Medienbericht erwägt Apple statt Touch ID eine Gesichtserkennung zum Entsperren des Geräts. Die Funktion werde gerade getestet, schreibt der Finanzdienst Bloomberg. Mit einem neuen 3-D-Sensor solle es nur wenige Hundert Millisekunden dauern, den Nutzer zu erkennen und das Gerät zu entsperren, hieß es unter Berufung auf „Personen, die mit dem Produkt vertraut sind“. Auch die Verifikation bei Zahlungen mit Apple Pay und zum Starten geschützter Apps solle darüber möglich sein. Ein Apple-Sprecher wollte das auf Anfrage von Bloomberg nicht kommentieren.

Der Bericht passt zu den Gerüchten über das Design des nächsten iPhones. Seit dem iPhone 5s von 2013 platziert Apple einen Fingerabdrucksensor im runden Home-Button am unteren Rand des Bildschirms. Doch der Branchentrend, die Bildschirme möglichst die ganze Oberfläche der Frontseite ausfüllen zu lassen, geht wohl auch an Apple nicht vorbei. Dann wäre kein Platz mehr für den gewohnten Knopf.

Es gäbe zwei Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Zum einen könnte Apple den Herstellern von Android-Smartphones folgen und den Fingerabdruck-Sensor auf die Rückseite des Geräts verlagern, wo er immer noch recht bequem mit dem Zeigefinger erreichbar ist.

Design vor Sicherheit? ? Für Apple wäre das eher untypisch

Zum anderen könnte Apple versuchen, den Fingerabdruck-Sensor auf der Vorderseite zu belassen und zusammen mit einem virtuellen Home-Button direkt in das Display zu integrieren. Das wäre die technisch anspruchsvollere Variante, die aber von langjährigen Nutzern kein Umlernen erfordern würde.

Seit Monaten schon gibt es widersprüchliche Berichte, ob Apple dies umsetzen kann oder die technologische Herausforderung aktuell zu groß ist. Mal kursierten angebliche Pläne und Bilder von Gehäuserohlingen mit einem runden Sensor auf der Rückseite, mal ohne ? was als Hinweis darauf interpretiert wurde, dass Apple die Probleme schließlich gemeistert hat. Zu den Gerüchten passt auch, dass Apple Anfang 2017 das Start-up Realface übernommen hat, das sich auf Gesichtserkennung spezialisiert hat.

Doch zuletzt bremste ein bekannter Analyst die Euphorie: Der virtuelle Home-Button im Display werde keine Fingerabdruck-Erkennung haben, weil die Technik nicht gut genug funktioniere, schrieb Ming-Chi Kuo von KGI Securities. Stattdessen erwartet er, dass Touch ID durch Gesichtserkennung ersetzt wird.

Samsungs Irisscanner ließ sich mit einem Trick überlisten

Samsungs Galaxy S8, das wichtigste Konkurrenzprodukt des iPhones, lässt sich mit Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Irisscan entsperren. Doch Berliner Sicherheitsforscher demonstrierten ZEIT ONLINE, dass es reicht, ein Foto des Besitzers vor die Kamera zu halten ? sofern man mit einer Kontaktlinse auf dem Foto eine Tiefendimension erzeugt. Apple bräuchte zumindest einen besseren 3-D-Sensor oder bessere Software, um so etwas  zu verhindern.

Es ist anzunehmen, dass dem Unternehmen das bewusst ist. Zwar hat es sein Touch-ID-System zu einem zentralen Element seines Sicherheitskonzepts gemacht. Damit können nicht nur iPhones, iPads und inzwischen auch einige Macbook-Pro-Modelle sehr schnell entsperrt, sondern auch Zahlungen über den Bezahldienst Apple Pay verifiziert werden. Allerdings weist Apple auch darauf hin, dass sich Fingerabdrucksensoren austricksen lassen. Auch das hatten die Berliner Forscher als Erste geschafft. Wer ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis hat, soll externen Sicherheitsexperten und auch Apple selbst zufolge lieber mit langen Passwörtern arbeiten, auch wenn das Entsperren dadurch wesentlich mühsamer wird.

Der Bloomberg-Bericht stammt von Mark Gurman, einem Reporter, der schon als Teenager beim Blog 9to5Mac aufsehenerregend genau vorab über diverse iPhone-Modelle und andere Apple-Neuheiten berichten konnte. Gurmans Artikel sollen den notorisch geheimniskrämerischen Konzern zu noch schärferen Maßnahmen gegen Leaks getrieben haben. 

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