Actionspiel für Xbox One: Halo 5 – Guardians im Test: Vom Helden zum Gejagten

Gepostet am Jan 2, 2016

?Halo 5 ? Guardians? ist ein guter Ego-Shooter, der besonders von den neuen Spartan-Fähigkeiten profitiert und sich mit seiner dynamischen Spielmechanik spürbar von den Vorgängern und anderer Baller-Kost abhebt. Gerade der vielversprechende Mehrspieler-Modus beeindruckt mit Ideenreichtum und frischen Spielelementen. Die stark inszenierte Kampagne wird durch das Vier-Spieler-Prinzip belebt, bietet aber zu wenig Klarheit und auch die neue Hauptfigur, Agent Locke, bleibt blass. Technisch ist das neue Master-Chief-Abenteuer ein zweischneidiges Schwert: Konstant flüssige 60 Bilder pro Sekunde und die kernige Soundkulisse tragen das Spiel, die Grafik enttäuscht über weite Strecken.

Pro

  • Wechsel zwischen Master Chief und Locke liefert interessanten Story-Ansatz, …
  • Mehrspieler überzeugt mit Vielfalt
  • Erstklassige Spielmechanik gepaart mit präziser Steuerung
  • Filmreife Zwischensequenzen
  • Satter Sound steigert Atmosphäre

Kontra

  • … der durch zu wenig Unterschiede nicht aufgehen mag
  • Geschichte wird nicht klar genug, setzt zu viel Wissen vorraus
  • Enttäuschende, teils nicht zeitgemäße Grafik

Testnote der Redaktion

1,83

gut

Nutzerwertung

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Mittlerweile sind ein paar Monate seit dem Ende von ?Halo 4? vergangen, als Cortana sich für den Master Chief opferte und damit dessen Überleben sicherte. Von tiefer Trauer gezeichnet, begibt sich der Elite-Krieger mit seinem Team Blau auf die beschwerliche Suche nach einem kleinen Lebenszeichen ? und das ohne Erlaubnis, auf eigene Faust! Als die anderen davon Wind kriegen, beginnt der tiefe Fall der Xbox-Ikone: Der strahlende Held wird plötzlich als Verbrecher abgestempelt, fortan von Agent Locke und dem Osiris-Team gejagt ?

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Ein Dienst am Fan, der Rest ist im All verloren

Was ?Halo?-Veteranen regelrecht Tränen in die Augen treibt, lässt Neu- und Wiedereinsteiger zunächst unfreiwillig mit den Schultern zucken. ?Halo 5 ? Guardians? baut auf die Geschehnisse des Vorgängers auf, nimmt dabei keine Rücksicht auf mögliche Gedankenlücken und setzt allerhand Fachwissen voraus. War es in dem komplexen Universum ? das über die Spiele hinaus in Büchern und Comics weiter lebt ? für den Otto-Normal-Zocker ohnehin schwer der Story zu folgen, ist er spätestens im neuesten Master-Chief-Abenteuer im All-Dickicht verloren. Die Entwickler von 343 Industries verpassen den Spagat aus Fan-Service sowie einer Zocker-freundlichen Willkommens-Kultur und damit auch die Chance, mit einer kurzen Einführung alle ins Boot zu holen ? schade!

Wir sind ein Team!
Dabei bietet die auf alte Stärken fokussierte Kampagne mit ihren 15 Missionen spielerisch jede Menge Abwechslung: Neben der gewohnt dynamischen Balleraction und auflockernden Fahrzeugschlachten, kommen dieses Mal auch düstere Horror-Elemente, kleinere Undercover-Missionen und Jump?n?Run-Einlagen nicht zu kurz. Die erleben Sie übrigens nicht mehr ausschließlich in der Haut des alleinunterhaltenden Master Chiefs: Erstmals ist die Kampagne auf einen vier Spieler-Koop-Modus ausgelegt. Ob im Team Blau oder mit den vier Osiris-Soldaten unterwegs, jedes Truppenmitglied hat seine Rolle. Die sollten Sie gerade auf den höheren, richtig fordernden Schwierigkeitsgraden entsprechend nutzen und für ?Halo?-Verhältnisse ungewohnt taktisch vorgehen.

Halo 5 ? Guardians © Microsoft

Neuerdings tritt der Master Chief nicht mehr alleine an. Bis zu vier Spieler übernehmen im Online-Koop-Modus das Team Blau.

Sind Sie ohne Freunde oder Online-Mitstreiter unterwegs, greift die clever vorgehende und hilfreiche KI Ihnen gezielt unter die Arme. Über das Digitalkreuz lassen sich kurze und vorgefertigte Befehle (etwa bestimmten Feind angreifen, alternativen Weg gehen) verteilen, die Ihre Schützlinge ohne Widerworte erledigen. Landet Ihr Spartan nach einigen Treffern doch mal auf dem Boden der Tatsachen, belebt ihn ein anderes Teammitglied in einem kurzen Zeitfenster wieder. Ansonsten machen Sie es beim Neustart am letzten der fair verteilten Checkpoints einfach besser. Ein Tipp noch, wenn Sie nicht schon bald alleine vor den großen Vertretern der Allianz stehen wollen: Haben Sie die Teammitglieder immer im Blick und halten Sie die Waffe lieber fern ? Friendly Fire lässt grüßen.

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Dynamische Schutzengel im Kampf gegen clevere KI

Auf Ihrer Flucht beziehungsweise Jagd warten in den auffällig linearen Leveln neuerdings gefühlt nicht enden wollende Alien-Horden auf Sie. Bei den vielen unterschiedlichen Gegnertypen fällt es von Abschnitt zu Abschnitt immer schwerer, die jeweiligen Verhaltensmuster der intelligenten KI-Feinde zu durchschauen. Einige feuern geworfene Granaten postwendend zurück, manche lassen Ihre Nahkampfattacke mit einem gezielten Ausfallschritt ins Leere gehen und der Rest versteckt sich nach Stärken aufgeteilt. So machen die Plagegeister Ihrem Team bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad die Hölle heiß.

Halo 5 ? Guardians © Microsoft

Dank der Spartan-Fähigkeiten ist Ihr Krieger gerade mit den Schubkräften schnell und wendig, so kaum noch zu treffen.

Umso wichtiger sind die Fähigkeiten der Spartans: Mit dem geschickten Einsatz des Jet-Packs, rammen Sie sperrige Hindernisse dank der Schubkraft und einem gezielten Bodycheck einfach weg. Über den wuchtigen Luftangriff bringen Sie den Boden zum Beben oder verwandeln Ihren Krieger mit dem holographischen Smart-Scope kurzzeitig zum Meisterschützen. Die neue Bewegungsfreiheit macht das Spiel viel dynamischer und actionreicher, entfernt sich so immer mehr vom Bungie-Ursprung. Und doch sollten Sie die Hilfsmittel wohl überlegt einsetzen: Im falschen Moment verbraucht, vermissen Sie den Schub vielleicht schon in der nächsten Sekunde schmerzlich und müssen erst die Abklingzeit abwarten.

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Master Chief macht sich rar

So abwechslungsreich die Schauplätze auch sein mögen, so wenig unterscheiden sich die Spielabschnitte mit Agent Locke und dem Master Chief. Von den Stimmen der Teammitglieder und den eingesetzten Waffen (Locke setzt etwa einen Umgebungsscanner ein, mit dem er dem Chief auf die Schliche kommen will) abgesehen, ähneln sich die beiden Hauptdarsteller in allen Belangen einfach zu sehr. Auch bei der ?Halo?-typisch gewohnt erstklassigen Steuerung gibt es keine wahrnehmbaren Unterschiede. So kann Locke keinerlei eigenen Charme versprühen und bleibt erstaunlich blass. Dabei nimmt gerade er einen großen Teil der Geschichte ein. So entsteht unfreiwillig der Eindruck, als wolle 343 Industries seinen eigenen Helden kreiieren und den Master Chief aufs Abstellgleis verfrachten. Ein interessante Idee, die in dem Mix aus normalem ?Halo? und einem Spin-Off aber am Ende nicht wirklich aufgehen mag.

Halo 5 ? Guardians © Microsoft

?Halo 5 ? Guardians? läuft konstant flüssig, enttäuscht dafür allerdings bei der Optik.

Mithilfe von filmreifen Zwischensequenzen war die opulente Inszenierung schon immer eine Stärke der ?Halo?-Reihe. Da macht ?Guardians? keine Ausnahme und spart nicht an beeindruckenden Szenen ? sogar mit einer erfeulich authentischen Deutsch-Synchronisation! Und doch haben die Entwickler den gewissen ?Halo?-Stil beibehalten. Das macht die Spielewelt gerade für Fans der Reihe schnell zu einem vertrauten Ort, bietet optisch allerdings kaum eine Veränderung im Vergleich zu ?Halo 4? aus der ?Halo ? Master Chief Collection?. Explosionen und einige Texturen versprühen sogar eher ein Old-School- als echtes Next-Gen-Gefühl. Immerhin läuft das Spiel konstant bei 60 Bildern pro Sekunde und immer flüssig! Der wuchtige Sound der Waffen und das gute Zusammenspiel mit dem Soundtrack, der sich wieder mehr an den früheren ?Halo?-Tagen anlehnt, schaffen trotzdem eine besondere Atmosphäre.

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Mehrspieler: Wenn Battlefield auf Destiny trifft

Neben der Koop-Kampagne, stürzen sich Mehrspieler-Spartans in zwei weitere Modi. Die ?Arena? ist eher für eine schnelle Ballerunde zwischendurch gedacht, bietet acht Spielern die üblichen Spielvarianten wie den Kampf um die Flagge oder das Team-Deathmatch. Erste Testrunden haben gezeigt, dass Sie in den dynamischen und damit nicht selten unübersichtlichen Gefechten die 15 kleinen Maps im Traum beherrschen sollten, um nicht vollkommen unterzugehen.

Halo 5 ? Guardians: Kriegsgebiet © Microsoft

Trotz weitläufiger Karten: Im überzeugenden ?Kriegsgebiet?-Mehrspieler mit 24 Zockern herrscht das pure Chaos.

Das genaue Gegenteil erwartet Sie im gelungenen ?Kriegsgebiet?! Anders als in der Kampagne, steht hier eine offene und frei erkundbare Spielwelt vor Ihnen. Mit elf Mitstreitern landen Sie in der heimischen Basis, die es zu beschützen gilt. Schließlich stehen Ihnen zwölf Feinde gegenüber, die ebenfalls einen Stützpunkt ihr Eigen nennen. So kommt es zwangsläufig zum vollkommen chaotischen Krieg um die gegnerische Basis. Als wäre das nicht schon genug, tummeln sich dazwischen noch KI-gesteuerte Aliens und Bossgegner, die beiden Seiten an die Wäsche wollen ? ?Battlefield? und ?Destiny? lassen grüßen …

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Erscheinungstermin ?Halo 5 ? Guardians?: 27. Oktober 2015 für Xbox One.

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