Weinkritiker und Weinblogger: Stuart Pigott | Foto: Bettina Keller, Berlin
Mit der Headline ?Weinblogs? Um Gottes Willen!? und der Anmerkung ?Ein Weinkritiker, der keine Weinblogs mag? leitete die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihr Gespräch mit Stuart Pigott ein. Eine Überschrift die eigentlich so gar nicht zum Thema passte, denn der bekannte Weinkritiker stand für den Stilfragebogen der Zeitung aus dem Frankfurter Gallusviertel Rede & Antwort.
Während der ersten Veröffentlichung, im November 2015 in der gedruckten Ausgabe der F.A.Z., erfreute sich die Leserschaft an Pigotts Antworten zu Jogginghosen und Roggentoastbrot (siehe auch unser Beitrag Weinblogger sind Ahnungslose ohne Rückgrat) und alles blieb so wie sein sollte: ruhig und die Zeitung später in der Papiertonne.
Dies änderte sich schlagartig im Februar 2016, denn zu diesem Zeitpunkt wurde der Stilfragebogen in die Timeline von facebook gepostet, und was dann geschah beschreibt Stuart Pigott so:
The interview appeared in the print edition of the newspaper back in November and that didn?t cause any controversy, but they just put it online and suddenly the shit hit the fan!
Aus dieser Diskussion heraus entstand später auch eine Aussage in einem Facebookposting über Weinblogs und Weinblogger die noch einmal wie Öl ins Feuer wirkte. Stuart Pigott bezeichnete Weinlogger als ahnungslos und ohne Rückgrat. Ein guter Grund, um mit ihm darüber zu sprechen.
Weinblogs ? Ein Interview mit Stuart Pigott
Im F.A.Z. Stilfragebogen haben Sie auf die Frage nach Weinblogs mit ?Um Gottes Willen? geantwortet und später in einer Facebook-Diskussion gesagt, dass viele Weinblogger ahnungslos sind und kein Rückgrat haben. Wie kommen Sie zu dieser Meinung?
Das stimmt alles. Wenn man ihre Texte liest wird einem klar, dass viele Weinblogger nur vorgeben Experten zu sein, sie sind es aber nicht. Viel schlimmer finde ich aber, was mir manche Winzer über Weinblogger erzählt haben, vor allem wie diese versuchen Geld aus ihnen herauszuquetschen. Dass ist viel schlimmer als ihre schlichte Unfähigkeit!
Es gab und gibt natürlich großartige Ausnahmen wie www.originalverkorkt.de von Christoph Raffelt und www.thewineparty.de von Manfred Klimek. Es handelt sich aber um Ausnahmen.
Sie sind selbst erfolgreicher Blogger. Können Sie verstehen, wenn Ihre Kritik daher von anderen Weinbloggern als ?Mitbewerber-Bashing? verstanden wird?
Das ist wirklich nicht der Punkt, sondern die schwache bis schreckliche ?Qualität? der meisten Weinblogs wahrzunehmen. Mir wäre es viel lieber, wenn es einen höheren Standard geben würde. Bei Print ist der allgemeine Standard deutlich höher und das zeigt was möglich ist.
Wein-/Genussblogs erfreuen sich einer sehr großen Beliebtheit. Auf der einen Seite gibt es immer mehr Blogs zu diesem Thema, auf der anderen Seite immer mehr Leser die sich auf diesem Weg informieren. Gehört dieser Art des Weinjournalismus die Zukunft, bzw. was müssen Weinblogger tun damit ihnen die fachlich ausgereifte Zukunft gehört?
Ich bin sehr gespannt inwiefern diese Art von Blogs tatsächlich zukunftsträchtig sind. Ein Blog ist vor allem gut, wenn es stimmige Fakten und klare Meinungen beinhaltet. Pfiffiges Design und fetzige Schlagzeilen können eine gähnende Leere im Inneren nicht wettmachen.
Print lebt, aber immer mehr Weintitel haben mit der Auflage zu kämpfen. Wird das gedruckte Weinmagazin etwas für die besserverdienende Oberschicht mit Spitzenjournalisten als Autoren und einem Preis oberhalb der 20?-Marke. Wohingegen die Weinblogs etwas für die breite Masse sind, deren Leser sich beim Discounter mit günstigen Weinen eindecken.
Print-Zeitschriften müssen in Zukunft speziell sein, speziell vom Inhalt und auch Design (idealerweise beides zu gleich). Was sie kosten ist nicht so kritisch, so lange die Publikation überlebt. Mit einem Copypreis von 10? werden einige gut leben können, weil sie Kult sind oder werden. ?SCHLUCK? hat, meiner Meinung, dieses Potential.
Es ist Fastenzeit. Verzichten Sie auf Wein?
Nein. Kommt nicht in Frage!
noch ein Blog mit PC Neuheiten