Selb – Ob auf Gehwegen, im Halteverbot, an Bushaltestellen – in Selb parken Autofahrer gern da, wo es ihnen gerade passt. Und nicht so, wie es die Straßenverkehrsordnung eigentlich vorsieht. Dem will Oberbürgermeister Uli Pötzsch nun einen Riegel vorschieben. Und wenn das Konzept für die Innenstadt einmal steht, soll auch gnadenlos kontrolliert werden. Und dann geht’s an des Bürgers Liebstes: sein Bargeld.
Eigentlich stand das Thema „Wild Parken“ gestern Abend gar nicht auf der Tagesordnung des Bauausschusses. Aber als Dr. Hermann Friedl verwundert nachgefragt hatte, warum aus heiterem Himmel plötzlich ein absolutes Halteverbot zwischen Finanzamt und Neuer Apotheke in der Wittelsbacher Straße herrscht, kam Oberbürgermeister Pötzsch so richtig in Fahrt. Da erwachte noch einmal der Fahrlehrer von einst in ihm, als er den Fokus auf die derzeit wohl recht wilde Parksituation richtete.
„Das Parken auf dem Gehweg wird hier als völlig normal praktiziert, aber es ist verboten, auch halbseitig“, betonte Pötzsch. Es lägen viele Beschwerden von Selbern über das wilde Parken vor. „Manche haben massive Probleme, in ihre eigenen Einfahrten zu kommen.“ Auch Busse hätten in einigen Straßen Schwierigkeiten zu passieren, weil rechts und links geparkt wird. So sei dies auch in der Wittelsbacher Straße gewesen, weshalb man vorläufig das absolute Halteverbot eingerichtet habe, „bis wir zusammen mit dem Apotheker, den Geschäftsinhabern und den Anliegern zu einer passenden Lösung kommen“. Uli Pötzsch könnte sich die Wittelsbacher Straße durchaus als Einbahnstraße vorstellen, wie er sagte. „Ich erwarte nun eine Antwort vom Apotheker und den Anliegern.“
In naher Zukunft will der Oberbürgermeister zusammen mit der Polizei „die Stadt verkehrstechnisch auf den Stand bringen, damit wir uns alle nicht mehr ärgern müssen“. Dazu brauche man eine Reform der Verkehrszeichen. Der Schilderwald soll also ausgemistet werden. So bräuchte man nach Ansicht Pötzsch‘ in der Talstraße keine Parkscheibenpflicht, „aber vor dem Rathaus schon“. Und natürlich müsse dies dann alles kontrolliert und geahndet werden. „In Selb soll man wieder wissen, dass man auf dem Gehweg nicht parkt, ohne ein Verkehrsschild hinstellen zu müssen“, findet der Rathaus-Chef.
Klaus Cullmann (Aktive Bürger) plädierte für mehr Einbahnstraßen, unter anderem in der Ludwigstraße. „Wenn man nur die Hälfte der Straße befährt, kriegt man auch viele Parkplätze. Und dazwischen könnte man Grün aufstellen.“ Wenn das Kaufhaus Storg zum Abschluss kommt, meinte dazu Pötzsch, wolle man das ganze Thema neu aufgreifen und einen Verkehrsplan für die gesamte Innenstadt realisieren.
Dr. Friedl hakte nach, warum man ausgerechnet in der Wittelsbacher Straße mit dem Halteverbot begonnen habe, wo es doch viele solcher Brennpunkte in der Stadt gebe. Der Oberbürgermeister begründete dies mit dem verstärkten Betrieb durch das Mietauto-Unternehmen. Auch sei die Ärztin dort hoch frequentiert, ebenso das Haus der Tagesmütter. Die wilde Parksituation habe man somit entschärfen wollen.
In der Sitzung stimmten die Räte der Voranfrage zum Bau einer zehn Mal 18 Meter großen Mehrzweckhalle in Reuth 11 zu. Keine Einwände gab es gegen den Bau eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage in der Königsberger Straße. Für das Walmdach gebe es eine Befreiung. Bereits auf dem Dienstweg wurde der Neubau von Wohnhäusern in Mühlbach, im Ernst-Weichert-Weg und in Unterweißenbach Am Vielitzberg genehmigt.
Grünordnungsplan
Der Bauausschuss hat einer Änderung des Flächennutzungsplans zugestimmt, die für die Aufstellung des „vorhabenbezogenen Bebauungs- und Grünordnungsplans“ für das Sondergebiet „Photovoltaik-Anlage Vielitz-Nordost“ notwendig war. Nach dem Stadtratsbeschluss vom 28. November wurde jetzt der Bereich im Süden jeweils um rund 200 Meter zurück genommen. Zudem soll die Fläche, auf der die Anlage errichtet werden soll, im Bebauungsplan durch Grünstreifen untergliedert werden. Die Vorentwürfe wurden dadurch ergänzt.