Die Internetverwaltung ICANN feiert ihren 15. Geburtstag auf ihrem 48. Treffen in Buenos Aires mit 24 neuen Top-Level-Domains (TLD), die inzwischen in die Rootzone eingetragen wurden ? und das ist erst der Anfang. Präsident und CEO Fadi Chehadé verwies stolz auf die insgesamt 144 bereits unterzeichneten Verträge für neue TLD, fast tausend Vertragspartner seien darüber hinaus bereits zu Verhandlungen eingeladen.
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Solche Verträge haben bereits mehrere Städte in aller Welt unterzeichnet. Nach Nagoya, Berlin und Wien hat gerade erst London seinen Vertrag geschlossen. Auch das Ruhrgebiet wartet derzeit darauf, dass „.ruhr“ von der zuständigen Internet Assigned Numbers Authority (IANA) in die Rootzone eingetragen wird. Da ist zuletzt einr bunte Reihe TLDs gelandet, darunter unter anderem „.bike“, „.technology“, „.land“, „.tattoo“, „.plumbing“ und „.sexy“. Auf der Warteliste für die Rootzone stehen neben den Städtedomains eine erkleckliche Zahl von TLDs, die wie „.cool“ oder „.email“ vom US-Unternehmen Donuts beantragt wurden.
Für den ICANN-Chef, der genau ein Jahr im Amt ist, ist vor allem wichtig, dass das lange verzögerte Projekt der neuen Domains überhaupt angelaufen ist. Experten hätten zu Beginn seiner Präsidentschaft gewarnt, ein Versagen der ICANN bei den neuen Domains sei das Schlimmste, was passieren könne, sagte Chehadé am Montag in Buenos Aires. Der ICANN-CEO präsentierte eine lange Liste angelaufener oder geplanter Projekte und neuer Komitees, er verlieh den ersten ICANN Leadership Award und kündigte noch ein neues Strategiepanel an.
Panel Nummer 5
Für dieses Panel Nummer fünf, das sich angesichts der nach den Snowden-Enthüllungen aufgeheizten Stimmung mit der Zukunft der Netzregulierung befassen soll, hat sich Chehadé mit dem Weltwirtschaftsforum und der University of Southern California zusammengetan. Unter dem Vorsitz des estnischen Präsidenten Thomas Ilves und des Netzgurus Vint Cerf diskutiert eine illustre Runde von Politikern und Netzexperten, darunter der ehemalige FCC-Chef Robert McDowell, Mozilla-Grande-Dame Mitchel Baker und Wikipedia-Gründer Jimmy Wales.
Chehade sah sich genötigt, der in den vergangenen Wochen laut gewordenen Kritik an den zahlreichen politischen Initiativen unter seiner Führung entgegenzutreten. Die gemeinsam mit Brasilien geplante Konferenz zur Zukunft der Verwaltung der Netzressourcen im kommenden April wurde von vielen Beobachtern als Alleingang des umtriebigen Präsidenten empfunden. Die Erörterung von Zukunftsfragen in handverlesenen Strategiepanels sehen manche ICANN-Veteranen mit Mißtrauen. Chehadé begründete den Aktionismus damit, dass die ICANN ? und mit ihr das Multi-Stakeholder-Modell der Selbstregierung ? unter Druck geraten sei. In diesem Jahr seien die Rufe nach mehr Regierungsverantwortung im Netz lauter geworden, sagte der ICANN-CEO. Darauf habe er reagieren müssen. (Monika Ermert) / (vbr)