Braucht die moderne IT-Infrastruktur noch Normen?

Gepostet am Dez 7, 2014

Auch im Cloud Computing spielen Standards eine wichtige Rolle ? wenn nicht sogar eine größere als andernorts.

Standards sind die Lebensadern von IT-Projekten. Sie gelten als Gradmesser, um in einer heterogenen IT nicht den Überblick zu verlieren. Doch wie verhält es sich mit Vorgaben und Normen in der Cloud? Haben Standards dort noch eine Zukunft?

Um die Antwort auf diese Frage vorwegzunehmen: Auch im Cloud Computing spielen Standards eine wichtige Rolle ? wenn nicht sogar eine größere als je zuvor. Denn selbst dort, wo Netzwerk-, Rechen- und Storage-Dienste zunehmend in die Wolke verlagert werden, haben wir mit äußerst komplexen Systemen zu tun.

Würden Standards außer Acht gelassen, kann sich eine Infrastruktur im Grunde genommen nur in zwei Richtungen bewegen: Unternehmen bekommen es entweder mit einem unkontrollierbaren Wildwuchs und einer Zersplitterung der eigenen IT zu tun. Oder man begibt sich in die ?Abhängigkeiten? eines großen Anbieters, der über kurz oder lang den De-facto-Standard festlegt und so Wahlmöglichkeiten einschränkt. Beide Wege sind für IT-Verantwortliche nicht optimal.

Komplexität verlangt nach Standards

Eines sollte man nie vergessen: Beim Cloud Computing handelt es sich um komplexe Systeme aus verschiedensten Angeboten, die dem Umfang einer eigenen Infrastruktur mitunter in nichts nachstehen. Hinzu kommt ein immer größerer Anteil von Open-Source-Lösungen, die ebenfalls mit eingebunden werden sollen. Von Cloud- über Software-Anbieter bis hin zu Hardware-Herstellern: Das Netz aus Dienstleistern und Lieferanten ist ohne verlässliche und übergeordnete Standards schlicht nicht zu bewältigen.

Auch in Cloud-Umgebungen tummeln sich in der Regel Anbieter mit Angeboten für alle sieben Schichten des OSI-Modells. Jeder dieser Provider verlässt sich bei seinen Lösungen auf gängige Standards. Nur so wird Kompatibilität über die verschiedenen Schichten hinweg überhaupt möglich. Wer sich alle Optionen offen halten möchte und mehrere Dienste unterschiedlicher Hersteller parallel nutzen will, kommt an einer Standardisierung auch in der Cloud nicht vorbei.

Zudem sind Cloud-Infrastrukturen häufig eine globale Angelegenheit: Sobald Niederlassungen in mehreren Ländern involviert sind, werden internationale Standards und Normen unersetzlich. Die meisten weltweit agierenden IT-Konzerne fokussieren sich daher immer mehr auf internationale Vorgaben wie ISO (International Organization for Standardization) oder ITU-T (ITU Telecommunication Standardization Sector). So sehr sich die IT-Landschaft auch wandeln mag, die Notwendigkeit für Standards bleibt in einer globalisierten Welt ungebrochen.

Beispiele und Aktivitätsfelder

  • Mit dem Netzwerkkonzept Network Functions Virtualization (NFV) arbeitet das European Telecom Standards Institute (ETSI) zusammen mit verschiedenen Herstellern wie etwa Citrix und großen Telekommunikationsanbietern auf Basis bestehender Standards an neuen Proof of Concepts.
  • Im Bereich der Software-Defined Networks (SDN) spielt in etwa die Open Network Foundation eine wichtige Rolle bei der Standardisierung.
  • Was Standards für Cloud-APIs betrifft, so gibt es hier derzeit noch eine stark wachsende und sich entwickelnde Zahl an Vorgaben. Citrix ist etwa Mitglied der Distributed Management Task Force (DMTF). Viele DMTF-Mitglieder wiederum sind in Open Stack involviert oder in den Open Stack Communities aktiv.
  • Ein weiterer spannender, aber noch recht neuer Bereich ist WebRTC. Dieser Standard erlaubt eine Echtzeitkommunikation zwischen unterstützen Browsern. Gerade mit mehr und mehr unterschiedlichen Kollaborationslösungen auf dem Markt sollten Anwender derartige Standards künftig im Auge behalten. Nur so ist auch in Zukunft eine nahtlose Kommunikation über verschiedene Lösungen hinweg und mit möglichst vielen Kontakten möglich.
Stefan Volmari
Stefan Volmari (Bild: Citrix)

Fazit

Gerade in einem so dynamischen Umfeld wie dem Cloud Computing werden auch Standards immer einem gewissen Wandel unterworfen sein. Wer sich aber als Unternehmen nicht dauerhaft an einen Anbieter binden möchte, dem bleibt mittelfristig nichts anderes übrig, als sich an Richtlinien und internationalen Normen zu orientieren. Nur so können Dienste und Lösungen unterschiedlicher Anbieter problemlos miteinander funktionieren ? und bei Bedarf ohne Einfluss auf die restliche Infrastruktur jederzeit ausgetauscht werden.

Über den Autor

Stefan Volmari, Manager Systems Engeneering Cloud & Networking, Citrix.

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