Unternehmen wie Cisco oder HP dürften das nur ungern vernehmen, denn Facebook koppelt damit nicht nur sich selbst von den großen Netzwerk-Zulieferern ab, sondern ruft anderen Unternehmen zu: Ihr seid nicht mehr die Geisel eines Zulieferers.
Seit Ende Oktober 2013 können Unternehmen viele der im Rahmen des Open Compute Project (OCP) entwickelten Netzwerk-Elemente ordern, nun hat Facebook dieses Portfolio um einen hauseigenen Switch erweitert. Im OCP, das Facebook selbst angestoßen hat, sind einige Industrieunternehmen zusammengeschlossen, die bisher Spezifikationen für Racks, Server, Storage-Systeme und andere Komponenten für Cloud-Rechenzentren entwickelt haben.
Jay Parikh, einer der Verantwortlichen für Facebooks Netzwerk-Infrastruktur, erklärte auf der Gigaom-Structure-Konferenz, dass das Unternehmen nun begonnen habe, die selbstentwickelten Switches namens Facebook blue einzusetzen und dass darüber bereits der Verkehr von einer Milliarde Facebook-Nutzern laufe. Laut dem Engineering Blog von Facebook bauen die Switches auf der OCP-Spezifikation „Wedge“ auf. Das 40-GbE-Switch-ASIC wird dabei mit einer Mikroserver-Karte mit Intel-CPU aus der „Group Hug“-Familie kombiniert. Das Betriebssystem für diesen „Software-defined Networking“-(SDN-)Switch für den Top-of-Rack-(ToR-)Einsatz heißt demnach FBOSS.
Unternehmen wie Cisco, HP, Juniper Networks oder Arista, die den Zulieferer-Markt für große Netzwerk-Infrastrukturen überwiegend unter sich aufgeteilt haben, dürften somit in die Röhre gucken. Anstatt Netzwerk-Bausteine zuzukaufen, die die Zulieferer nach Gutdünken ausgestattet haben, können Facebook und andere große Unternehmen dazu übergehen, preisgünstige „weiße Ware“ bei wenig bekannten Herstellern zu ordern und diese per Software mit gerade den individuellen Eigenschaften zu versehen, die sie selbst brauchen.
So senken sie einerseits die Hardware-Kosten und befreien sich vom engen Zuschnitt der Hardware, indem sie so viel wie möglich an Netzwerk-Funktionen in Software implementieren. Das wiederum bringt den Vorteil, dass sich Erweiterungen und Updates schneller einbringen lassen.
Wedge-Spezifikation des OCP für einen „Software-defined“ Switch.
Bild: Facebook
Nicht mehr die Geisel eines Zulieferers
Najam Ahmad, Vice President im Bereich Network-Engineering bei Facebook, erklärte in einem Interview, dass das Unternehmen mit den neuen Switches auf gängige, kommerziell erhältliche Chips setzt. Die Software, die Facebook selbst entwickelt habe, sei auf den Servern und Switches im Kern dieselbe. Damit würde die Zahl der Administratoren und die Zeit, die für die Inbetriebnahme erforderlich sind, deutlich herabgesetzt werden. Ahmad äußerte sich aber nicht dazu, wie lang die Entwicklung der Hard- und Software gedauert hat und wieviele Entwickler daran beteiligt waren.
Er räumte aber ein, dass Facebook künftig nicht komplett auf das Portfolio der Netzwerk-Zulieferer verzichten werde. Die Zulieferer seien jetzt aber gefordert, ihre Geschäftsmodelle zu überarbeiten, während immer mehr Kunden wie Facebook simple Hardware mit hochleistungsfähiger Software fordern. Nach den Worten von Ahmad will Facebook nun die Spezifikationen der eigenen Switches bald für interessierte Unternehmen zugänglich machen: „Ihr seid nicht mehr die Geisel eines einzelnen Zulieferers“. Ein Sprecher von Cisco konterte Facebooks Auftritt mit den Worten: „Zurzeit sind sieben der zehn größten Internet-Unternehmen der Welt Kunden von Cisco. Wir wollen sicherstellen, dass das so bleibt.“ (dz)
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