(Bild: stock.xchng)
Mit vSphere Integrated Container und der Photon Platform hat VMware zwei Projekte angekündigt, die den Einsatz „cloud-nativer“ Applikationen in Unternehmen vorantreiben sollen.
Zu behaupten, VMware habe im Kontext von Docker, CoreOS Tectonic, Kubernetes, Mesospheres Data Center Operating System oder Pivotals CloudFoundry den Anschluss verpasst, ist zwar übertrieben. Doch offensichtlich sehen die Mannen um VMware-CEO Pat Gelsinger im Thema Container noch Potential, wollen Container-Technik mit den eigenen Produkten verheiraten und mit VMware-Managementtools leichter verwaltbar machen.
Container in VMs
So steht bei den jetzt vorgestellten Projekten vSphere Integrated Container und Photon Platform die Idee im Mittelpunkt, Container in kompakte virtuelle Maschinen zu packen, was eine mögliche Lösung für das Problem ungenügender Abschottung bietet und außerdem den Zugang zu den hauseigenen Schnittstellen öffnet.
vSphere Integrated Container soll es Unternehmen erlauben, sowohl „jede Art von Anwendung“ als auch „containerisierte Apps“ in einer bestehenden VMware-Infrastruktur mit deren Managementtools verwalten zu können. Dabei soll der gesamte vSphere-/vCenter-Funktionsumfang von vMotion bis HA auf derartige Cloud-Apps anwendbar sein. Technisch beruht vSphere Integrated Container auf ESXi-Hosts, der Instant-Clone-Technologie, die VMware mit vSphere 6 eingeführt hat, sowie auf den Projekten Bonneville und Photon OS.
Will das Geschäft mit Containern nicht anderen überlassen: VMware-CEO Pat Gelsinger.
Bild: VMware
Das Linux-basierte Photon OS hatte VMware bereits im Frühjahr als Project Photon vorgestellt und als Open-Source-verfügbar gemacht. Beim Projekt Bonneville handelt es sich um einen Docker-Daemon, der mithilfe spezieller VMware-Treiber (execution, network) für API-Kompatibilität zum Vanilla-Docker-Client sorgt und die Basis-Funktionen zur Isolierung von Containern mit Hilfe des Instant-Clone-Features von VMware vSphere 6 liefert, das Container in kompakte VMs verfrachtet. Ferner ist Bonneville für die Authentizität von Containern verantwortlich.
Storage- und NSX-Integration
vSphere Integrated Container verbindet zudem die Portabilität von Containern mit der eigenen softwaredefinierten Storage-Technik, inklusive VMware Virtual SAN und vSphere VVOLs (Virtual Volumes). Auch NSX, das VMware in San Francisco in Version 6.2 bringt, ist in die Container-Strategie unter dem Dach von vSphere Integrated Container involviert. Der Netzwerk-Virtualisierer sorgt für abgestimmte Netzwerk-Mikrosegmentierung und richtlinienbasierte Sicherheit der „cloud-native“ Apps. (Der Begriff „cloud-native“ meint, jenseits des Evangelisten-Sprechs, am ehesten „speziell auf die Anforderungen in der Cloud abgestimmt“.)
Dank NSX sollen sich Container problemlos in das übrige Datacenter integrieren lassen. Darüber hinaus können Administratoren Ihr vCenter zum Verwalten der Container mit Bonneville nutzen, müssen also keine zusätzlichen Werkzeuge installieren oder erwerben.
Photon für DevOps und SaaS
Photon Platform richtet sich vorrangig an DevOps-Teams und SaaS-Anbieter, die nach Ansicht von VMware für den Betrieb skalierbarer Anwendungen eine im Hinblick auf hohe Last und speziell für Container optimierte Plattform benötigen. Die Software wurde speziell für cloud-native Anwendungen konzipiert, die große Pools von Standard-Rechenleistung nutzen, etwa SaaS-Anbieter.
Die von VMware nach dem API-First-Modell entwickelte, also von den gewünschten Schnittstellen ausgehend entwickelte, Photon Platform versetzt DevOps-Teams in die Lage, Open-Container-Orchestrierungs-Frameworks wie Docker Swarm, Kubernetes, Mesos oder Cloud Foundry zu verwenden. Ferner soll Photon dynamische durchgängige Integrationsumgebungen sowie den Einsatz von Platform as a Service, Software as a Service oder Datenanalyse-Clustern, die mit Hadoop oder Spark betrieben werden, unterstützen. Zudem will VMware seine Photon Platform in naher Zukunft mit seiner vRealize-Suite verheiraten.
Photons Innenleben
Unter der Haube besteht die Software aus dem Photon Controller und der Photon-Maschine. Bei ersterem handelt es sich um eine mandantenfähige, API-gesteuerte Kontrollebene, die VMware in Richtung bessere Skalierbarkeit und Hochverfügbarkeit optimiert hat und die so das Erstellen tausender neuer Container pro Minute bei hunderttausenden gleichzeitiger Workloads ermöglicht. Eine Photon-Maschine umfasst den neuen ESX Microvisor und Photon OS, ein für vSphere-Umgebungen optimiertes Linux für Container-Anwendungen. In Kombination mit einem Photon Controller Network sollen sich laut VMware Cloud-Applikationen in weniger als 500 ms bereitstellen lassen.
VMware will einige Komponenten seiner Photon Platform quelloffen entwickeln, zum Beispiel den Photon Controller ? sicher auch, um frühzeitig namhafte Partner und Unterstützer zu finden. So bieten VMware und Pivotal bereits jetzt gemeinsam entwickelte cloud-native Anwendungen für IT-Abteilungen und Entwickler-Teams an. Beide EMC-Töchter wollen in Zukunft gemeinsam weitere Produkte auf den Markt bringen, darunter eine schlüsselfertige Kombination von Photon und der Cloud Foundry von Pivotal.
Das Open-Source-Projekt Photon OS ist bereits auf GitHub verfügbar. VMwares Photon Controller soll voraussichtlich im 4. Quartal 2015 als Private-Beta-Version bereit stehen.