Tablet-PC führt Urlauber spazieren

Gepostet am Aug 19, 2014

Bad Berneck Die Feriengäste mit dem Tablet-PC auf QR-Tour zu markanten Punkten und ausgewählten Sehenswürdigkeiten schicken – das wollen die Tourismus-Macher in Bad Berneck und Goldkronach. Die Besucher können dabei die Städte nicht nur in der Momentaufnahme erleben, sondern am kulturellen Leben im Jahreslauf virtuell teilnehmen.

Das mit öffentlichen Mitteln geförderte 60 000-Euro-Pilotprojekt „Take Your Tablet For A Walk“ (deutsch: Führe deinen Tablet-PC aus) ist nicht nur im Hinblick auf die Nutzung von Tablet-Computern anstatt Smartphones neu. Es wartet auch mit kreativen Köpfen auf, die weit mehr wollen, als auf immer gleich langweilige Art Stadtgeschichte zu vermitteln. „It’s About Time“ heißt die Bad Bernecker Kreativagentur eines Künstlertrios, das hinter der zweisprachigen Tour mit den Computer-Codes zum Einscannen vor Ort steht. Die Deutsche Sabine Gollner und die Briten Nigel Amson und Dominic Day haben sich versierte Mitstreiter gesucht, um auch die Einheimischen mit neuen Blicken auf ihre Stadt zu begeistern.

So hat der Berliner Schauspieler Hans-Jürgen Schatz an der ungewöhnlichen Entdeckungsreise ebenso mitgewirkt wie redegewandte Einheimische, Reisende, Fotografen, Musiker, Verhüllungs- und Installationskünstler, Karikaturisten und Maler. Selbst die beiden Kinder von Produktionsleiterin Gollner bringen mit ihrer liebevollen Aal-Geschichte zur Station „An der Ölschnitz“ eine lebendige Frische in die neue Art der Stadterkundung.

Die kreativen Macher hinter der QR-Tour nutzen den Tablet dort, wo das Smartphone seine Grenzen hat: bei kunstvollen Videofilmen und Bildern. Sie schicken die Nutzer hinaus in Stadt und Natur, um die Schilder mit den QR-Codes an ausgesuchten Stationen zu scannen. Mit einer vorher heruntergeladenen kostenlosen App können die Entdeckungsreisenden Punkt für Punkt ein ganzes Schatzkästchen an Einblicken und Erinnerungen auf ihrem Tablet freischalten. Doch nur wer sich wirklich dorthin aufmacht, hält das multimediale Reisetagebuch in Händen – und kann es auch zuhause noch mal anschauen.

Dazu gehört zum Beispiel die Komposition „Jean-Paul-Way“ aus der Feder des britischen QR-Tour-Regisseurs und Musikers Nigel Amson. Oder ein Blick hinter manche Tür, die sonst verschlossen ist, wie ins einst beste Haus am Platze: das Hotel „Bube“. Nur der wirkliche Tourengänger kann auf virtuelle Art und Weise manchem Bad Bernecker Unikat begegnen. Selbst die Vergangenheit wird dank der Mittelalter-Abteilung des örtlichen Burgenvereins wieder lebendig.

Frisch spielen die Künstler dabei mit ihrer modernen Plattform. Das vom Wunsiedler Marc Eichner nach der Idee von Nigel Amson umgesetzte Design erinnert an ein altes Fotoalbum mit Kaffeerand und Klebeband. Es gibt märchenhafte Momente wie die Tränen der Waldfee oder den Auftritt der schottischen Sopranistin Catriona Gallo in rotem Kleid auf der Romantikbühne neben dem Schlossturm. Erinnerungen an die entbehrungsreiche Kriegszeit oder an die blühende Kurstadt Bad Berneck werden lebendig.

Doch es gibt auch das künstlerische Spiel mit Bild-Impressionen im Innenhof des Stadtmuseums oder am Marktplatzbrunnen. Es gibt atemberaubende Einblicke in die Kristallgrotte, bei denen die Filmemacher das Beste aus der Technik herausholen.

Programmiert hat die für Apple und Android erhältliche neue 1,3-Gigabyte-Wander-App die Firma TMT in Bayreuth. Bilder, Videos, Musik und Text befinden sich nach dem Ladevorgang bereits vollständig auf dem Tablet. Aber erst durch Einscannen der QR-Codes werden sie nach und nach nutzbar.

Für die Stadt Bad Berneck kostet das pfiffige Tourismusprojekt wegen der günstigen Förderkulisse und des Mitziehens der Nachbarkommune Goldkronach gerade einmal 2500 Euro. Der Rest kommt aus Mitteln des bayerischen Landwirtschaftsministeriumsund dem europäischen Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). Weitere Geldgeber sind die Oberfrankenstiftung, der Kreis Bayreuth und die Sparkassenstiftung Bayreuth.

Die QR-Tour macht Lust auf mehr. Die Kreativagentur sucht in der Region bereits nach Interessenten für Nachfolgeprojekte. In Bad Berneck soll die QR-Tour am 28. September um 11 Uhr im KuKuK offiziell starten. Mit Leih-Geräten sollen auch diejenigen auf den Geschmack kommen, die keinen eigenen Tablet-PC besitzen.

Wir bieten Blicke hinter verschlossene Türen.

Nigel Amson,

Kreativkünstler

 

Barcodes für Touristen

Erfolgreiche Tourismus-QR-Projekte gibt es bereits in der Region. So setzt der Frankenwald für seine Wanderwege und Veranstaltungen schon länger auf die Barcodes. Dort sind sie allerdings – anders als die QR-Tour – für die Nutzung per Smartphone programmiert. Ebenso greifen einige oberfränkische Gasthäuser auf die quadratischen Matrizen mit den schwarz-weißen Punkten zurück, damit Handynutzer schnell Daten abrufen können. Entwickelt hat den QR-Code 1994 das japanische Unternehmen Denso Wave. Damals diente er der Markierung von Bauteilen in der Auto-Industrie.

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