Haßfurt, eine unterfränkische Kleinstadt am Main, ist auf dem besten Weg, bei der Energiewende ?in der ersten Reihe? mitzuspielen. Die Stadtwerke Haßfurt und die Firma ?Greenpeace Energy? aus Hamburg errichten am Mainhafen einen Elektrolyseur, der die Größe eines Containers hat.
Diese Anlage wird als eine der ersten in Deutschland in großen Mengen Sonnen- und Windstrom in Wasserstoff umwandeln und vor Ort ins Erdgasnetz einspeisen. Der so gewonnene Wasserstoff, auch ?Windgas? genannt, wird in Heizungsanlagen und in einem Kraftwerk zur Erzeugung von Wärme und Strom verfeuert. ?Unser Elektrolyseur ist ein Leuchtturmprojekt, er bringt die Energiewende einen Riesenschritt voran?, sagt der Chef der Stadtwerke, Norbert Zösch, voller Stolz.
Mit der Gewinnung von Windgas könnte man das Hauptproblem der Windkraft und der Photovoltaik lösen, nämlich die Speicherung der überschüssigen Energie, die an windigen bzw. sonnigen Tagen vorhanden ist. Martin Thema, ein Wissenschaftler, der an der Technischen Hochschule in Regensburg über Energienetze und -Speicher forscht stellt klar: ?Mit Windgas werden Wind- und Sonnenstrom speicherbar, denn die Kapazitäten des Erdgasnetzes sind gigantisch. Mit Windgas ist Öko-Strom auch in all den Zeiten verfügbar, in denen es windstill und dunkel ist. Und zwar über Tage und sogar Wochen hinweg.? Umso bedeutender für die Zukunft des Ökostroms sind solche Pilotanlagen wie in Haßfurt.
Das Elektrolyseverfahren ist längst Grundlagenwissen der Physik, denn es wurde bereits vor etwa 200 Jahren vom italienischen Physiker Allessandro Volta entdeckt. Beim Elektrolyseverfahren wird durch Einsatz von Strom Wasser in seine Grundstoffe Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Der Sauerstoff entweicht in die Atmosphäre und der Wasserstoff wird ins Erdgasnetz eingespeist. Daraus gewinnt man dann Strom und Wärme.
Die auf dem neuesten Stand der Technik befindliche Anlage in Haßfurt kommt aus dem Hause Siemens. Sie wird in etwa eine Million Kilowattstunden Windgas pro Jahr erzeugen. Niels Müller, Greenpeace-Energy-Vorstand schwärmt: ?Die Technik ist serienreif. Durch den Praxisbetrieb wollen wir sie noch effizienter machen.?
Die Stadtwerke Haßfurt und Greenpeace-Energy hoffen, rasch Nachahmer für dieses Projekt zu finden. Niels Müller argumentiert: ?Wenn Elektrolyseure in größerer Stückzahl gebaut werden, werden sie günstiger. Dann sinken die Preise für den erneuerbaren Wasserstoff.? Zwei Millionen kostet die Anlage in Haßfurt und wenn alles reibungslos läuft, geht man davon aus, dass sich der Elektrolyseur in zehn Jahren amortisiert hat.
Quelle: sueddeutsche.de
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