Alcatel-Lucent steckt x86-Soft-Router in die Cloud

Gepostet am Nov 15, 2014

Bild: dpa, Patrick Pleul/Archiv

Das Service Router OS von Alcatel-Lucent wird auf x86-Systeme portiert. Damit sollen Carrier verschiedene Netzwerkfunktionen virtualisieren und vom Rand des Netzes in die Cloud verschieben.

Der Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent (ALU) setzt auf Virtualisierung von Netzwerkfunktionen, die bisher von Routern mit spezialisierten Chips abgewickelt wurden. Diese Woche stellte ALU in New Jersey seine Virtualized Service Router (VSR) vor. Dabei handelt es sich um x86-Versionen jener Software (SR OS), die bisher nur auf Geräten mit Router-Chips im IP-Edge-Segment von ALU gelaufen ist. Mit IP Edge erwirtschaftet ALU etwa ein Viertel seines Umsatzes.

Das Service Router OS von Alcatel-Lucent kann nun also auch auf Intel-Servern betrieben werden. Dieser Ansatz ist nicht neu: Es gibt zahlreiche Linux-basierte Routersysteme für generische Hardware. Mit ALU macht nun aber ein Großer der Branche ein Angebot für Carrier-Netze. Die Virtualized Service Router schaffen laut Hersteller derzeit mit einem einzelnen Haswell-Server bis zu 320 GBit/s in einer Richtung. Das sei mehr als die doppelte Leistung des Mitbewerbs. Für größere Bandbreiten empfiehlt das Unternehmen weiterhin seine hardware-basierten Router.

Mischung von hard und virtual ist willkommen

Weil ALU weiterhin sein Service Router OS verwendet, kann in einem Netz auch eine Mischung aus VSR und Hardware-Routern eingesetzt und vom selben Service Aware Manager (SAM) verwaltet werden. ALU gibt an, bei mehreren Carriern Tests laufen zu haben. Zudem seien mit zwei asiatischen Netzbetreiben Verträge abgeschlossen worden.

Eine virtuelle Version des Provider-Edge-Routers für Carrier Ethernet und IPN ist für das erste Halbjahr 2015 angekündigt. Dann sollen auch Zusatzdienste wie Deep Packet Inspection (DPI) virtuell funktionieren. ALU nennt DPI euphemistisch „Application Assurance“. Für drei weitere Produkte soll es im ersten Halbjahr 2015 Vorführungen geben: IP Security Gateway, WLAN Gateway und Broadband Network Gateway (BNG).

Virtualisieren und ab in die Cloud

Es zeigt sich eine Trendwende: Hatte die Industrie jahrelang daran gearbeitet, möglichst viele Funktionen nahe an den Nutzer und damit an den Rand des Netzes zu verschieben, soll nun ein Teil virtualisiert und damit wieder zentralisiert werden. Basil Alwan, Alcatel-Lucent
80 Prozent des Forschungs- und Entwicklungsbudgets von Alcatel-Lucent gehen für Software drauf, erklärte Basil Alwan. Den Rest teilen sich Hardware (15%) und Firmware (5%). Vergrößern
Bild: Daniel Sokolov

Als einen Vorteil nennt ALU effizienteren Ressourceneinsatz. Statt zahlreiche Geräte mit vergleichsweise geringer Auslastung, aber konstantem Wartungsaufwand und Energieverbrauch zu betreiben, werden wenige Geräte in einem Rechenzentrum besser ausgelastet.

Der Glaube an die Virtualisierung spiegelt sich auch bei ALUs eigener Forschung und Entwicklung (R&D) wieder: Laut Basil Alwan, der die Sparte für IP-Routing und Transport leitet, sind 80 Prozent des R&D-Budgets für Softwareentwicklung vorgesehen. Der Rest entfällt auf Hardware (15 Prozent) und die dazu passende Firmware (5 Prozent).

Alcatel-Lucent hat Umbuchungsgebühren für ein Flugticket sowie die Unterbringung des Autors am Veranstaltungsort übernommen. (ds)

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